Bild: Lovis Corinth, Herbstblumen, 1895, (zeno.org)
An die wilde Aster
Jetzt sollst du leuchten, kleine Aster.
Für dich ist es noch früh im Jahr,
Vergiss einfach das Straßenpflaster
Und blühe für uns bunt und klar.
Im letzten Jahr warst du verschwunden,
Die Rosen blühten spät und stark.
Für diesmal hab ich dich gefunden,
Weil niemand deine Pracht verbarg.
Der Sommerrose wein’ ich eine,
Vielleicht auch zwei, drei Tränen nach.
Und bald, im Herbst, beim Kerzenscheine
Verschwindet manches Ungemach.
6 Kommentare:
So liebevoll beachtet, da möchte man gern die kleine Aster sein! ;-)
..grüßt Monika
Ich hör Komplimente immer wieder gern, Danke.
Lieber Paul,
Ob dich Benns Gedicht inspiriert hat, ein Gegengedicht zu schreiben?
Kleine Aster
Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhellila Aster
zwischen die Zähne geklemmt.
Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muß ich sie angestoßen haben, denn sie glitt
in das nebenliegende Gehirn.
Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
zwischen die Holzwolle,
als man zunähte.
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster!
Gottfried Benn (1912)
Lieben Gruß
ELsa
Liebe Elsa,
Du hast es gemerkt! Ich danke Dir, auch besonders für das Gedicht, das ja nur hier im Kommentar stehen darf, weil es noch nicht gemeinfrei ist.
Ein ausgesprochenes Gegengedicht ist meines ja nicht geworden, aber Benn inspiriert mich häufig.
Liebe Grüße
Lieber Paul,
Ja, ich habe es bemerkt, weil ich Benn sehr sehr schätze. Und ich hab mich gefreut über dein Gedicht, dass ich Gegengedicht nenne, oder besser Fortsetzung: weil niemand deine Pracht verbarg ?
Wie auch immer, ich finde es bemerkenswert.
Liebe Grüße
ELsa
Liebe Elsa,
ich danke Dir. So gemeint hast Du natürlich recht.
Liebe Grüße
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