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Mittwoch, 20. August 2008
Die Merseburger Zaubersprüche
Die Merseburger Zaubersprüche
(Die Gruppe "Ougenweide" interpretiert hier nur den ersten Teil.)
Zwei althochdeutsche Texte aus dem 9./10. Jahrhundert
Merseburger Domstiftsbibliothek, Codex 136, f. 85r
I Erster Merseburger Zauberspruch
Eiris sazun Idisi, sazun hera duoder.
suma hapt heptidun, suma heri lezidun,
suma clubodun umbi cuoniouuidi:
insprinc haptbandun, inuar uigandun! -
.H. [Hagalrune ?]
II Zweiter Merseburger Zauberspruch
Phol ende Uuodan uuorun zi holza.
du uuart demo Balderes uolon sin uuoz birenkit.
thu biguol en Sinthgunt, Sunna era suister,
thu biguol en Friia, Uolla era suister;,
thu biguol en Uuodan, so he uuola conda:
sose benrenki, sose bluotrenki,
sose lidirenki,
ben zi bena, bluot zi bluoda,
lid zi geliden, sose gelimida sin! -
Grobübersetzung von I: (Wikipedia)
Einst saßen Idisen
saßen hier dorthin.
einige (vgl. einsam; zusamen und engl. some) die Haft hefteten,
einige das Heer lähmten (vgl. lassen, verletzen u. lat. laedere, laesus),
einige klaubten
umher die Fesseln:
entspring den Haftbanden,
entfahr den Weiganden (Kämpfern, vgl. weigern)
Grobübersetzung von II: (Wikipedia)
Phol und Wodan
fuhren zu Holze.
da ward dem Balders Fohlen
sein Fuß verrenkt.
da besang (Galster=Zaubergesang) ihn Sinthgunt,
(der) Sun(na) (vgl. Sonne, schön) ihre Schwester;
da besang ihn Frija,
(der) Volla ihre Schwester;
da besang ihn Wodan,
so er wohl konnte:
so die Knochenrenkung (vgl. beinhart, engl. bone),
so die Blutrenkung,
so die Gliederrenkung:
Knochen zu Knochen,
Blut zu Blut,
Glied zu Gliedern,
so geleimt sie seien.
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5 Kommentare:
Was fuer eine lustige Musikgruppe -Danke der Vorstellung, ich habe von ihnen nie gehoert.
Ich hege eine Hoffnung, dass der Stabreim (bei uns heisst es "alliteration") eine kleine Wiederbelebung macht. Davon sind kurze Beispiele hier bei den Zaubersprueche und noch mehr liest man im Althochdeutschen des Hildebrandslied.
...wie lang ist das her, dass ich das gelesen habe. Alles vergessen, nur die letzten Zeilen sind mir im Gedächtnis geblieben, weil wir sie immer wieder, wie einen Zauberspruch, (über den wir als Jugendliche natürlich lachten - auch wegen der sehr lustigen Aussprache!) immer wieder rezitierten.
"sose benrenki, sose bluotrenki,
sose lidirenki,
ben zi bena, bluot zi bluoda,
lid zi geliden, sose gelimida sin!"
Danke, lieber Paul! Dieses Zurückkippen in ferne Zeiten (eigene Jugend) durch die Kraft einst gelernter Gedichte ist wie das Erlebnis von Marcel Proust in "A la recherche du temps perdu" als seine Erinnerung aufbricht durch das Essen einer "Madeleine" - er fällt beim Kauen des Gebäcks, beim Zerströmen der krumen mit den Geschmacksnerven in diesen Faden der Erinnerung hinein...
so geht es mir beim lauten Lesen dieser Zeilen...
Liebe Grüße,
für etwas länger jetzt adieu,
und hoffe, dass mir der Wettergott
dort in Irland gnädig gesinnt sein wird.
Gabriele
@Brains: Es gibt in Deutschland neben dem Mainstream eine recht lebendige "Mittelalterszene", die Gruppe Ougenweide ist aber hier gar nicht so unbekannt.
Zur Alliteration: Damit beschäftige ich mich seit langem. Hier ein von mir vor ungefähr zwanzig Jahren geschriebenes Gedicht:
Das Glas
Weil Wein mit Wasser
Sanft säuselnd
Kühl die Kehle kitzelt
Schlaf Sanfte, schlaf
Sinne singen süß
Sonnen sengen schwer
Schwere säumt Süße
Sinne sengen sanft
Schlafe Selbst, schlafe
Kühl kitzelt die Kehle
Das dämmernde Dasein
Ist immer
@Gabriele: Danke für den Tipp und das Kompliment. Mir fiel auf, dass "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" in meiner Büchersammlung fehlt. Viel Freunde in Irland wünsche ich Dir.
Super, Paul! Duerfte ich dein vor zwanzig Jahren geschriebenes Gedicht fuer mein Blog am Montag einbeziehen? (Mit Nammensnennung, natuerlich.)
Lieber Brains,
das darfst Du gerne tun. Das Gedicht ist auch schon im Rahmen meiner "Biographischen Fetzen" auf meiner website veröffentlicht.
Liebe Grüße
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