Tagebuch - nicht nur meiner literarischen Arbeiten

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Montag, 31. Dezember 2007

Meinungen - Auf das Jahr 2008


Bild: Sonntagsanzug, (wikicommons.org)

Meinungen - Auf das Jahr 2008

Im alten Jahr habt ihr oft geschaut,
Nach meinen Gedichten und Texten.
Die Reime hab ich von Heine geklaut,
Es folgen jetzt gleich die nächsten.

Ein neues Jahr, ein besseres Jahr,
Das kann ich euch nicht erdichten.
Das müsst ihr schon auf eigne Gefahr
Und ganz alleine errichten.

Wenn ihr die eigene Meinung sucht,
Hier werdet ihr sie nicht finden.
Auch wenn ihr schimpft, und wenn ihr flucht,
Dafür muss man sich schinden.

Vom Himmel fallen die Meinungen nicht,
Das ist unser größeres Glück.
Das kleinere daran ist meine Sicht,
Und davon ein Teil nur, ein Stück.

Silvester


Bild: Postkarte aus dem Jahr 1908, (zeno.org)

Silvester

Obwohl der finstere Silvester,
Ins Deutsche Waldmensch übersetzt,
Als letztes aller Jahresfester,
Uns jedes Jahr aufs neu entsetzt,
Mit seiner Riesenknallerei,
Sind wir wie jedes Jahr dabei.

Es knallen Korken und auch Frösche,
Auch mancher Mensch ist durchgeknallt.
Das alte Jahr kriegt heftig Dresche;
Wir haben wieder nicht geschnallt,
Dass es doch stets das gleiche ist,
Wenn man Silvesterkarpfen isst.

Sonntag, 30. Dezember 2007

Zauberspruch


Bild: Tai I Gin Hua Dsung Dschi/VIII,
Das Geheimnis der goldenen Blüte,
Zauberspruch für die Reise in die Weite,
Meditation IV, (zeno.org)

Zauberspruch

Nicht jeder Kampf hat einen Sieger,
Manchmal gibt es keine.
Kämpfen müssen nicht nur Krieger,
Sagen mir die Steine,
Wenn das Wasser sie verwandelt
In der langen Zeit.
Wer hat dann gehandelt,
Wenn das Wasser schreit?

Das Glück der Bourgeoisie


Bild: Theophile Alexandre Steinlen, Der Dieb,
1901, (zeno.org)

Das Glück der Bourgeoisie (Rekonstruktion)

Für das Glück der Bourgeoisie
Braucht es wenig Phantasie;
Es genügen Macht und Geld.
Doch ein friedliches Gesicht
Hat die Bourgeoisie nun nicht,
Sie hat Angst, dass etwas fehlt.

Und es ist ihr wohl bewusst,
Was ihr droht ist der Verlust
Ihrer Güter, ihrer Dinge.
Daher ihre Angst vor Morgen,
Das sind ihre Alltagsorgen,
Dass das Schicksal die verschlinge.

Sommerglück


Bild: Giuseppe Arcimboldo, Der Sommer,
1573, (zeno.org)

Sommerglück (1984 Rekonstruktion)

Katharina, schöne Frau,
Wenn ich deine Augen sehe,
Ach, so treu und ach, so blau,
Wird es mir ums Herz so wehe.

Einen ganzen Sommer lang,
Warst du meine große Liebe.
Welch ein Glück, dass mir gelang
Zu verschwinden, wie die Diebe.

Denn du hattest viele Männer,
Katharina, falsches Stück!
Und du warst kein Dauerbrenner,
Treulos, wie das Sommerglück.

Samstag, 29. Dezember 2007

Fragen eines Nichtvegetariers


Bild: Lovis Corinth, Geschlachtetes Schwein,
1906, (zeno.org)

Fragen eines Nichtvegetariers

Sag, wie glücklich sind die Schweine,
Die von uns gefressen werden?
Ernste Antwort gibt es keine,
Und nur wenige Beschwerden.

Sag, wie fröhlich sind die Hennen,
Die für uns die Eier legen?
Wenn wie sie von Eiern trennen,
Tun wir ´s nicht, um sie zu pflegen.

Dann die Rinder, Pferde, Schafe,
Alle werden sie geschlachtet.
Und ich bin es, ich der Brave,
Der nach dem Filetstück trachtet.

Märchensuche


Bild: Das Märchen vom Fischer und seiner Frau,
Russische Lithographie des 19. Jahrhunderts, (zeno.org)

Märchensuche

Dinge die ich manchmal sehe,
Die sonst ganz verborgen sind,
Fass ich nur, wenn ich verstehe,
Wie ein unbedarftes Kind.

Und dann stören mich die Schilder,
Ordnung, Nummer, Etikett,
Angehängt an Märchenbilder,
Und zu sehn ist – ein Skelett.

Loriot - Ein Entwurf


Bild: Vicco von Bülow, Wikipedia. com

Loriot
Ein Entwurf


Auf die Frage, wer ihn geprägt habe, antwortete Loriot 2007: „Ich weiß, als ich anfing zu studieren, wohnte ich zwischen dem Irrenhaus, dem Zuchthaus und dem Friedhof. Allein die Lage wird es gewesen sein, glaube ich.“

Seine Steinlaus: legendär!
Kosakenzipfel noch viel mehr.

Bitte sagen Sie jetzt nichts,
Angesichts dieses Gedichts:
Weihnachten ist richtig nett,
Mit Familie Hoppenstedt.

Die Fabel vom Wintervorrat


Bild: Walentin Serow, um die Jahrhundertwende,
Zeichnung zu einer Kirow-Fabel,
(zeno.org)

Die Fabel vom Wintervorrat

Nobel dem Löwen erzählten seine Berater, dass ein sehr harter Winter bevorstände. Da beschlossen der König der Tiere und seine Helfer, dass ein Wettbewerb stattfinden sollte, wer am meisten Vorräte anlegen könne. Kurz vor Winteranbruch gingen Nobel, Grimbart der Dachs, Lynx der Luchs und Reineke der Fuchs die angehäuften Vorräte zu begutachten.
Wohlgefällig sahen sie einen großen Haufen Mäuse, die Murner, die Katze zusammengetragen hatte. Lob bekam auch Isegrim der Wolf, der zwölf Schafe erlegt hatte. Mitleidig belächelten sie Henning den Hahn, mit seiner großen Menge an Würmern, die sie da sahen. Aber als sie zu Boldewyn dem Esel kamen, da lachten sie lauthals heraus, denn sie sahen nur einen großen Heuhaufen. Der aber sagte: „Ja lacht ihr nur. Wenn euer Fleischvorrat schon längst verfault ist, habe ich immer noch zu fressen.“ „Ein jeder wie er kann und muss“, dachte sich Merkenau die Krähe.

Freitag, 28. Dezember 2007

Andrea

Andrea
(Neufassung eines Gedichts von 1982)

Während ich gerade schlafe,
Zählt sie ganz geduldig Schafe.
Ach, sie schläft so furchtbar schlecht!
Und sie fürchtet die Gespenster,
Hinter jedem Küchenfenster,
Auch das Bettzeug ist nicht recht.

Ja, sie hat so ihre Mucken,
Aber das muss ich wohl schlucken,
Wenn ich möchte, dass sie bleibt.
Wenn ich morgens Kaffee bringe,
Seh ich ihre Augenringe. -
Mir ist ´s lieber, wenn sie schreibt.

Das Murgel, ein Gingganskind


Bild: Ausgestopfter Wolpetinger,
Gerhard Elsner GFDL, 28. 08. 2006, (zeno.org)

Das Murgel, ein Gingganskind

Das Murgel murgelt vor sich hin,
Was anders hat es nicht im Sinn,
Als Murgeln.

Mit seinem Wolpetingerfell
Ist es sehr langsam, und nicht schnell,
Das Murgel.

Doch es muss auch nichts eilig machen.
Es muss nicht weinen, muss nicht lachen,
Nur murgeln.

Donnerstag, 27. Dezember 2007

Fuchs hat keine Gans gestohlen


Bild: Jan van de Velde, Slodder vos, 1644, (zeno.org)

Fuchs hat keine Gans gestohlen

Gans, die bleibt dem Fuchs gestohlen,
Er will sie nicht mehr.
Lieber wird er zum Gerippe;
Die Verdammte Vogelgrippe!
Soll die Gans der Teufel holen!,
Ist nichts zum Verzehr.

Bleiben nur noch Maus und Hase,
Und die sind so flink,
Dass dem Fuchs die Sohle raucht.
Weil die Jagd erbärmlich schlaucht,
Hat er eine Hungerphase,
Und die ist oft link.

Spieglein, Spieglein ...


Bild: Edgar Germain Hilaire Degas,
Vor dem Spiegel, um 1889, (zeno.org)

Spieglein Spieglein …

Du bist es nicht,
Den ich vermisse,
Und dein Gesicht,
Die vielen Risse,
Das könnte auch ein andres sein. -
Es ist schon spät.
Bleib ruhig noch hier,
Denn was da steht
Auf dem Papier,
Das steht da rettungslos allein.

Nächstes Mal an Weihnachten


WikiChristmasTree

Nächstes Mal an Weihnachten

Verbrennt die Weihnachtsbäume nicht!
Hebt sie auf für ´s nächste Mal,
Dann gestalten wir es schlicht,
Und der Baum ist auch schon kahl.

Wenn die Weihnachtsfrau sich schminkt,
Nimmt sie violett statt rot,
Und ein Knoblauchbrot das stinkt,
Haben wir zum Abendbrot.

Wir verzichten auf den Braten
Und beschenken uns auch nicht,
Wie wir es sonst immer taten,
Mit dem Weihnachtsbaumgedicht.

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Weihnachtsimpressionen 2007


Bild: Nach dem Gänsebraten, Foto Markus Ploeger


Weihnachtsimpressionen 2007

Welch ein tröstliches Gefühl!
Alles ist so herrlich still.
Während ich den Stollen esse,
Gehn die andern in die Messe.

Wenn die Glühweinstände duften,
Mütter bis zum Umfalln schuften,
´s Kindlein an der Kasse schreit,
Dann ist wieder Weihnachtszeit.

Im Irak, beim Bomben legen,
Hören sie des Papstes Segen.
Gut, dass er arabisch spricht,
Sonst verstehen sie ihn nicht.

Dienstag, 25. Dezember 2007

Heine ´s Lösung


Bild: Zeitschrift "Die Jugend", 1906,
(wikicommons.org)

Heine ´s Lösung

Heine tröstete die Frauen
Übern Sonnenuntergang,
Wenn sie sich daran erbauen,
Auch wenn ´s etwas spöttisch klang.

Ach, sein eigenes Gefühl
Kam ihm öfters in die Quere.
Selber blieb er niemals kühl,
Drum belächelt er das Schwere.

Denn als Dichter der Romantik,
Die er glücklich überwand,
Flüchtete er in Semantik,
Später ins Franzosenland.

Sucht wehmütig


Bild: Johann Heinrich Wilhelm Tischbein,
Diogenes sucht einen Menschen, um 1785, (zeno.org)

Sucht wehmütig

Wenn sie in der Stadt rum lungert,
Weil sie Stoff sucht, friert und hungert
Sie sich durch die lauten Straßen;
Weiß nicht, wo wir früher saßen.

Sie bewegt sich ohne mich. –
Manchmal spür ich einen Stich,
Möchte wieder bei ihr sein,
Dann fühl ich mich sehr allein.

Gab sie mir doch das Gefühl,
Ohne Zaudern und Kalkül,
Dass sie meine Freundin sei.
Jetzt bin ich allein – und frei.

Montag, 24. Dezember 2007

Fällig


Bild: Plakat von 1920, unbekannter Künstler, (zeno.org)

Fällig

Wenn dir zufällig einfällt,
Dass dir die Einfalt zufällt,
Ist das Zufall?

Fehlt fällt völlig flach,
Zufällig!

Beim Aufwachen


Bild: Carl Spitzweg, Der eingeschlafene Nachtwächter,
um 1875, (wikicommons.org)

Beim Aufwachen

Knistert es nur im Kamin? -
Leise Silben lispeln sie,
Bis ich ganz bei Sinnen bin;
Dann ich hör die Symphonie.

Und es duftet nach Kaffee,
Aber noch rühr ich mich kaum,
Weil ich jene Bilder seh, -
Wunderschöner Alltagstraum.

Dass es zu gefährlich sei,
Ganz für sich allein zu sein,
Diese dumme Litanei
Redeten sie mir nur ein!

Trollmond


Bild: John Bauer, Men hur kommer man in i berget,
fragade tomtepojken, 1909, (zeno.org)

Trollmond

Wenn der Abglanz unserer Erde
Nicht mehr voll ins Leere strahlt,
Und nicht eine Wolkenherde
Ihn verbirgt, nur Schatten malt,
Dann erscheint der Mond uns voll,
Uns, den Menschen, und dem Troll.

Dann gebärden sich die Trolle
Und die Menschen sonderbar.
Sie verkleiden sich mit Wolle,
Manche schneiden auch ihr Haar,
Treiben Schabernack und Streiche;
Lächelnd sieht ´s der Mond, der bleiche.

Sonntag, 23. Dezember 2007

Weihnachtsalibi


Bild: Georg Merckel, Sonderbarer Tod der Familie Hegen zu Weihnachten,
1558, (zeno.org)

Weihnachtsalibi

Um der alten Zeiten willen,
Kann ich es wohl nicht verschweigen,
Wenn sie ihre Sehnsucht stillen,
Tun sie ´s unter Tannenzweigen.

Sehnsucht nach den Kinderträumen,
Vorgetäuschte Harmonie,
Orgien unter Weihnachtsbäumen,
Mag ich nicht, mocht ich noch nie.

Jeder soll die Zeiten feiern,
Wie er mag, und wie er will.
Aber Weihnachtswünsche leiern?
Da bleib ich doch lieber still.

Erster Schnee


Bild: T´ang Yin, Aufhellung nach dem Schneefall,
1523, (wikicommons.org)

Erster Schnee

Dass es ihn gibt,
Wussten wir kaum noch.
Gefallener Schnee,
Wird nass und schwer,
Kein filigranes Zauberbild,
Keine stille Hülle mehr.
Die weiße Decke,
Vorgetäuschter Märchenmantel,
Verschwindet im Tau,
Und ist morgen vergessen.

Samstag, 22. Dezember 2007

Zuckerwald


Bild:wikicommons.org

Zuckerwald

Die Dezembersonne strahlt
Silbern auf die Zuckerbäume,
Und die frühe Kälte malt
Ganz besondre Jahresträume.

Voller Mond der Dämmerung
Lässt die Kälte stärker scheinen,
Und in der Erinnerung
Sind die Träume, die wir meinen.

Vier neue Kinderreime


Bild: Dreifingerfaultier, (wikipedia.org)

Vier neue Kinderreime

Eine Kröte ohne Schild
Hüpft herum und quakt ganz wild.

Pinguine ohne Frack,
Haut der harte Frost in` Sack.

Elefanten ohne Rüssel
Saufen aus der Suppenschüssel.

Aber völlig von der Rolle
Wär ein Hut aus Faultierwolle.

Freitag, 21. Dezember 2007

Geständnis


Bild: Carl Larsson, Julaftonen, 1904,
(wikipedia.org)

Geständnis

Ich werd jetzt nicht zum Christen werden,
Trotz viel Gefühl und Tradition.
Und dass der Friede herrscht auf Erden,
Bleibt eine pure Illusion.

Doch wenn ich Kinderaugen sehe,
Wie sie erstrahl´n am Weihnachtsbaum,
Dann spür ich selbst ein leises Wehe,
Ein kleines Stück von diesem Traum.

Da kann ich ´s drehen, wie ich will,
Und Sprüche klopfen, so gescheit,
Zum Schluss gesteh ich einfach still:
Auch ich spür etwas Weihnachtszeit.

Wir Welteroberer


Bild: Michelangelo Buonarotti, Sixtinische Kapelle,
Die erithräische Sibylle, 1508 - 1512, (zeno.org)

Wir Welteroberer

Eine Welt für mich alleine?
Ach, das wär mir nicht genug!
Tausend Welten! Alle meine!,
Weil ich sie schon mir trug.

Jeder Mensch hat tausend Welten,
Die er meistens gar nicht kennt.
Wir besuchen sie zu selten,
Weil das Leben rennt und rennt.

Zeit für sich muss man erstreiten,
Das ist nicht einmal so schwer.
Aber darin sich verbreiten
Und zu handeln umso mehr.

Zukunft


Bild: Hans Baluschek, Zukunft, 1920, (zeno.org)

Zukunft

Dass ich vor der Zukunft stehe,
Seh ich meistens schon.
Doch dass ich das auch verstehe,
Wäre eine Illusion.

Ach, die Zukunft geht nicht weg;
Immer neu gibt ´s einen Morgen,
Und es ist der Zukunft Zweck,
Dass sie Hoffnung bringt und Sorgen.

Wenn es keine Zukunft gäbe,
Wär das Heute leer und schal.
Da ich aber jetzt noch lebe,
Ist die Zukunft nicht egal.

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Gnadenrecht


Bild: Ulrike Meinhof 1964 (wikipedia.org)

Gnadenrecht

Ach, es machte mich getroffen,
Als ich die Genossen hörte.
Dass sie jetzt auf „Gnade“ hoffen,
Das ist etwas, das mich störte.

Kämpften sie die ganze Zeit
Ohne Wissen, was sich tat?
Willkür, Gnade, Obrigkeit,
Alles eines: Herrschaftsstaat!

Zum Fest


Bild: Hugo Simberg, Der verwundete Engel,
1903 (wikipedia.org)

Zum Fest

(frei nach Goethe)

Das Christkind war ein Jahr entfernt;
Jetzt kommt das Balg schon wieder!
Was Neues hat es nicht gelernt,
Es singt die alten Lieder.

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Spuren kommt von spüren


Bild: Katsushika Hokusai, Der Falke,
Tokugawa-Zeit, (zeno.org)

Spuren kommt von spüren

An der Oberfläche kratzen
Wird meist nicht sehr hilfreich sein.
Das tun Amseln und auch Spatzen,
Deren Spuren bleiben klein.

Willst du Spuren hinterlassen,
Musst du klopfen wie der Specht.
Lerne lieben, lerne hassen!
Hol dir Narben im Gefecht!

Sage nicht, ich existiere,
Das kann auch der Regenwurm,
Doch das edlere der Tiere
Ist der Falke hoch im Turm.

Rat für einen schlaflosen Freund


Bild: Vor der Deisterpforte, Foto: Renate Ehlers

Rat für einen schlaflosen Freund

Komm, erzähl mir von den Zeiten,
Als du dich gefürchtet hast.
Ach, mein Freund, wer will bestreiten,
Das ist schwer. - Ich glaube fast,
Noch sind ´s Ängste die dich quälen,
Und dir ganze Nächte stehlen.

Nein, ich will nicht deine Beichte,
Lass die Leichen ruhig im Keller.
Aber schau auf das Erreichte,
Dann wird alles sehr viel heller.
So musst du dich nicht bestrafen,
Und kannst wieder besser schlafen.

Wie ich vor Weihnachten fühle


Foto: Anja Müller

Wie ich vor Weihnachten fühle

Weihnachten tatsächlich stoppen,
Will ich in Wirklichkeit nicht.
Mich stört Konsum, Stress und Shoppen,
Sehn mich mit diesem Gedicht,

Nach Engeln mit goldenen Löckchen?
Ach nein, die lass ich den Kindern.
Ich sehn mich nach Schnee und Schneeglöckchen,
Und will doch den Winter verhindern.

So bin ich im Innern gespalten,
Mal will ich es, mal will ich ´s nicht. -
Ich zähle im Spiegel die Falten,
Und mag dann trotzdem mein Gesicht.

Dienstag, 18. Dezember 2007

Ausgetrickst?


Bild: Piano-Illusion von Roger Zenner,
"Klavier" gebaut von Shigeo Fukuda, (zeno.org)

Ausgetrickst?

Sollte mein Gedankenfluss
Nicht so, wie aus einem Guss,
Etwas störrisch sich erweisen,
Dann, mein Leser, zeige Mumm,
Kümmere dich selber drum,
Anstatt mich nur zu verreißen,

Denn ich liefre nicht Rezepte,
Manchmal nicht einmal Konzepte,
Sondern nur den eignen Blick,
Auf das Leben, auf die Dinge,
Die ich selten ganz durchdringe. –
Das ist schon der ganze Trick.

Montag, 17. Dezember 2007

Bei Heine ´s


Bild: Heinrich Heine und Elise Kranitz ("in der Matratzengruft"),
Darstellung von Heinrich Lefler, (wikicommons.org)

Bei Heine ´s

Seine wunderlichen Grillen
Konnt „Mathilde“ nicht verstehen.
Doch er war ihr stets zu Willen,
Und so ließ sich ´s übersehen.

Unser guter Harry Heine
War sehr oft ein arger Schuft.
Ausgelassen hat er keine,
Selbst in der Matratzengruft.

Ach, die spießige Moral
Hatte ihn noch nie gekümmert.
„Leumund“ war ihm ganz egal,
Meistens hat er ihn verschlimmert.

Anmerkung: Seine Bettlägerigkeit bezeichnete Heine als "Matratzengruft"; seine französische Frau Créscence Eugenie Mirat nannte er stur Mathilde, da ihr Name für seine deutsche Zunge nicht aussprechbar sei.

Sonntag, 16. Dezember 2007

Egoismus?


Bild: Pieter Brueghel der Ältere, "Zwölf flämische Sprichwörter":
Nur der Egoist wärmt sich an einem brennenden Haus.,
1568 (zeno.org)

Egoismus?

Nicht nur, dass ich Täter bin,
Ich bin auch mein eigner Richter.
Dann, mit sturem Eigensinn,
Hab ich noch viel mehr Gesichter:

Bin mein Anwalt und mein Zeuge,
Bin sogar mein Polizist,
Weil ich nur mir selbst mich beuge,
Bin und bleib ich Egoist?

Vieles lass ich mir zwar sagen,
Viel mehr, als ich früher dachte.
Doch ich kann es kaum ertragen,
Geht man mir ans Eingemachte.

Schnee her!


Bild: Claude Monet, Lavacourt-Sonnenschein im Schnee,
1879 (zeno.org)

Schnee her!

Ohne Schnee ist Winter schlecht,
Nicht so heiter zu ertragen,
Und wenn ´s kalt wird, dann erst recht,
An den gar zu kurzen Tagen.

Wenn schon Winter, dann mit Schnee!
Und mit Eis, die ganze Pracht!,
Dass, wenn ich nach draußen seh,
Es so richtig Freude macht,

Drinnen in der warmen Wohnung,
Einen heißen Tee zu schlürfen,
Und zur eigenen Belohnung,
Einfach gar nichts tun zu dürfen.

Samstag, 15. Dezember 2007

Kerzenrest


Bild. Wikicommons.org

Kerzenrest

Kerze, Kerze, jetzt verglühe!
Du bist nur ein Kerzenrest,
Gibst zum Schluss dir richtig Mühe,
Und erstrahlst im Kerzenfest.

Hast in tiefer, schwarzer Nacht
Manche Stunde mir geleuchtet,
Haben beide uns bewacht;
Deinen Docht hab ich befeuchtet,

Denn ich hab dir nicht getraut.
Du mir schon, du gabst ja Licht.
Oft hab ich dich angeschaut,
Und du wurdest – ein Gedicht.

Freitag, 14. Dezember 2007

Haben und Sein


Bild: Friedrich Nietzsche,
Fotographie aus der Serie "Der kranke Nietzsche" von Hans Olde,
1899, (wikicommons.org)

Haben und Sein

Sage nicht: „ Ich habe.“
Aber sag: „Ich bin.“
Unsre größte Gabe
Ist der Daseinssinn.

Lass dich nicht verführen,
Haben ist nicht sein.
Dasein lässt sich spüren,
Und sei ´s noch so klein.

Lob des Kleinen


Bild: Franz von Stuck, Die Sünde,
1893, (zeno.org)

Lob des Kleinen

Kleine Freuden sind die schönen,
Weil sie mir am nächsten sind.
Mit sich selbst sich zu versöhnen,
Macht mich glücklich, wie ein Kind.

Kleine Fluchten sind gefährlich,
Müssen manchmal aber sein,
Sind im Alltag kaum entbehrlich,
Doch sie bleiben besser klein.

Kleine Sünden haben alle,
Auch der größte Moralist. -
Tappe nie in jene Falle,
Dass du siehst, was Sünde ist.

Donnerstag, 13. Dezember 2007

Pferde stehlen


Bild: Hans Baldung Grien, Sieben Pferde,
1534, (zeno.org)

Pferde stehlen

Wer kann sich schon Pferde leisten?
Ach, es geht den allermeisten
So wie mir, dass es nicht geht,
Und kein Pferd im Stall rum steht.

Da ist nicht einmal einen Stall. -
Doch ich will dir nicht verhehlen,
Freunde zum sich Pferde stehlen,
Die brauchst du auf jeden Fall.

Gold und Silber


Bild: wikicommons.org

Gold und Silber

Gold und Silber hab ich nicht,
Kann ´s auch nicht gebrauchen.
Was ich hab ist ein Gedicht,
Das mir zuhört, zu mir spricht,
Und genug zum Rauchen.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Dynamit


Dynamit

Meine allergrößten Taten
Kriegt gar keiner mit.
Würd ich sie verraten,
Wär es Dynamit,
In der Hand von Jedermann,
Was bekanntlich schief gehn kann.

Groß und klein


Bild: Francisco de Goya y Lucientes,
Tagebuch-Album: "Lassen wir das in Ruhe.",
1803 - 1824, (zeno.org)

Groß und klein

Wenn du dich gefunden hast,
Reiß dich von dir los!
Siehst du dich, dann mach nicht Rast,
Werde klein, nicht groß.

Wahre Größe ist stets klein,
Das sei dir bewusst!
Doch du wirst der Größte sein,
Wenn du es sein musst.

Mit Gelassenheit und Mut,
Kannst du dich verwandeln.
Jemand der ganz in sich ruht,
Kann für sich auch handeln.

Dienstag, 11. Dezember 2007

Die Mappe


Bild: zeno.org

Die Mappe

Arg gefleckt aus dunklem Leder,
Jene alte Büromappe.
Früher hatte sie ein jeder,
Der etwas zu tragen hatte.

Ohne sie ging man nicht raus,
Denn es könnt ja etwas geben,
Fürs Büro oder fürs Haus:
Schwierig war das Alltagsleben.

Auch mein Vater hatte eine,
Aber sie war meistens leer.
Trotzdem wurde es die meine,
Und jetzt ist die Mappe schwer.

Voll mit meinen Manuskripten,
Ganz zerschlissen schon das Leder,
Voll Geschrieb´nem und Getipptem,
Und es hat sie nicht ein jeder.

Bosnische Weihnachten


Bild: Aufnahme aus Sarajewo, 2004, (wikicommons.org)

Bosnische Weihnachten

Da ist Rauch, weil Feuer ist
In der kleinen Hütte.
Wieder ein paar Tage Frist,
Bis das Holz zu Ende ist
In der Wintermitte.

Was sie feiern ist nicht klar,
Vielleicht ´s Überleben.
Ihre Augen sehen wahr,
Trotzen jetzt noch der Gefahr.
Frieden wird ´s nicht geben.

Was sich so nicht sagen lässt,
Lässt sich leichter schreiben.
Nicht als großes Manifest,
Sondern nur als kleiner Rest
Des Gefühls, kann ´s bleiben.

Welch ein Wunder


Bild: Studie von Peter Paul Rubens,
Blinder Mann mit ausgestrecktem Arm,
1619 (zeno.org)

Welch ein Wunder

Oh Wunder!
Es wundert sich so vor sich hin,
Das Wunder. Ich hab nur im Sinn,
Dass nicht grad ich das Wunder bin,
Denn Wunder sind bei mir nicht drin.
Oh Wunder.

O Wunder!
Es wundert sich das Wunder,
Sprach: "Ich hab keine Zeit;
Ich muss mich nämlich wundern,
´s ist keine Kleinigkeit."
O Wunder.

Montag, 10. Dezember 2007

Himmel und Hölle


Bild: Kawanabe Kyosai, Die Hölle,
19. Jh., (zeno.org)

Himmel und Hölle

Ich will nicht ins Paradies,
Und noch lang nicht in die Hölle.
Ja, dort gibt es überdies
Kaum noch eine freie Stelle.

Also muss ich doch nach oben,
Wo die Langeweiler sind,
Oder bin ich so verschroben,
Dass ich gar kein Plätzchen find?

Zwei in mir


Bild: August Macke, Zwei Köpfe,
1913 (zeno.org)

Zwei in mir

Einen gibt es, den ich hasse,
Der wohnt tief in mir.
Wenn ich ihn gewähren lasse,
Brennt mein Schreibpapier.

Einen gibt es, den ich liebe,
Wohnt in meiner Seele.
Wenn ich ohne diesen bliebe,
Wär’s als ob ich fehle.

Das Wort "Bitte"


Bild: Kuniyoshi Utagawa,
Bitte um Regen am Kap Ryozen,
1835, (zeno.org)

Das Wort „Bitte“

Bitte ist ein schweres Wort,
Schwerer noch als Danke.
Es ist schwer an jedem Ort
Mit geschlossner Schranke.

Worte nutzen sich nicht ab,
Sind mal laut, mal leise.
Wenn ich keine Worte hab,
Geht’s auf andre Weise.

Keinen Dank für den Applaus
Von den falschen Seiten!
Ich zieh nicht ins Kartenhaus
Zu den Eitelkeiten

Meine Weihnachtsaversion


Bild: Józef Rippl-Rónai, Weihnachten,
1903 (zeno.org)

Meine Weihnachtsaversion

Längst schon ist es Christenbrauch,
Weihnachten mit vollem Bauch,
Meistens auch besoffen,
Vor die Glotze sich zu setzen,
Und von „Friedenszeit“ zu schwätzen.
Das macht mich betroffen.

Weil es mir so völlig fehlt,
Schwärmen nach der heilen Welt,
Habe ich Bedenken.
Ja, auch ich will Harmonie,
Doch nicht diese Idiotie,
Jeden zu beschenken.

Grade um die Weihnachtszeit,
Heucheln sie, wie nicht gescheit,
Trösten ihr Gewissen.
Schenken hier, und spenden da:
„Weihnachtsmann für Afrika“.,
Will davon nichts wissen.

Ich lass euch bewusst im Stich,
Weihnachten gibt’s ohne mich,
Da will ich nichts feiern.
Meine Welt ist groß genug,
Ohne diesen Selbstbetrug,
Und ich kann sie steuern.

Sonntag, 9. Dezember 2007

Weihnachtsschlaf im Advent


Bild: Renate Ehlers

Weihnachtsschlaf im Advent

Draußen ist es nass und kühl,
Darum hab ich das Gefühl:
Ich will mich verstecken.
Jetzt zieh ich mich sehr zurück,
Bastele an meinem Glück,
Werd es schon entdecken.

Bringt in meinem Unterschlupf
Räucherspeck und Gugelhupf,
Und auch Schokolade!
Vielleicht will ich euch ja sehen,
Und ihr müsst nicht wieder gehen,
Um den Speck wär ´s schade.