Tagebuch - nicht nur meiner literarischen Arbeiten

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Freitag, 30. September 2011

Nackte Sorgen


Bild: Vincent van Gogh, Sorgen, 1882, (zeno.org)

Nackte Sorgen


Keiner weiß wie es geschah,

Plötzlich sind sie wieder da.

Dabei waren unsre Sorgen

Doch vertagt auf Übermorgen,

Und auf einmal und im Chor

Drängen sie sich wieder vor.


Können die sich nicht bezähmen?

Ach, sie sollten sich was schämen!

Können die sich nicht verstecken,

Oder wenigstens bedecken,

Wenn wir sie so nackt entdecken?




Donnerstag, 29. September 2011

Der Schuster


Bild: Ferdinand Hodler, Der Schuhmacher, 1878, (wikicommons.org)

Der Schuster


(Beim Entdecken des Duden Band 11 im

Schaufenster eines Schuhgeschäftes.)


„Schuster bleib bei deinen Leisten!“,

Kann sich heut kein Schuster leisten,

Denn durchs billig produzieren,

Kann er nur noch existieren,

Wenn er sein Geschäft erweitert,

Auch wenn dies uns oft erheitert.


Um die Kunden anzulocken,

Gibt’s bei ihm ja nicht nur Socken;

Er verkauft auch Taschentücher,

Knöpfe, Strapse, sogar Bücher,

Wo drin Schreiber sich erdreisten:

„Schuster bleib bei deinen Leisten!“




Mittwoch, 28. September 2011

Der Griesgram


Bild: Marja Fjodorowna, Der Geizhals, 1890, (wikicommons.org)

Der Griesgram


Als die Blätter wieder fielen,

Hat der Alte sich beschwert,

Dass die Kinder damit spielen,

Wenn mal grad kein Auto fährt.


Vielleicht liegt’s in seinem Wesen,

Dass es immer mürrisch ist;

Scheinbar niemals Kind gewesen,

Ist er immer Pessimist.


Ihm gehören viele Häuser

In den Straßen dieser Stadt,

Und er mag nur Duckemäuser,

Weil er keine Kinder hat.


Jede Stadt hat solche Leute,

Ganz egal wohin man schaut;

Darum ist die Stadt von heute

Auch für Kinder nicht gebaut.