Tagebuch - nicht nur meiner literarischen Arbeiten

Verleger gesucht!

Achtung: Haiku veröffentliche ich ab sofort nur noch auf meiner website

Es gelten die rechtlichen Hinweise, wie auf meiner homepage.siehe:

Willkommen bei meinen Worten und Gedanken. Schreibt mir, wenn ihr etwas dazu meint. Meine E-Mail Adresse:
spinger.paul@googlemail.com

Für Teilnehmer und Freunde meiner freien Seminare steht ab sofort folgende Seite zur Verfügung:
https://sites.google.com/site/paulsweltliteratur/

Hörbares von mir: http://paul-spinger.podspot.de

Donnerstag, 30. April 2009

Nachts am Teich


Bild: Richard Doyle, Ein Elfentanz, um 1860, (wikicommons.org)

Nachts am Teich


Zögernd geht auch sie zu Ende,

Diese laue Frühlingsnacht.

Die Gedanken, die ich wende –

Ach, ich hab zu lang gewacht.


Zärtlich flüstert mir die Muse

Leicht verstaubte Worte zu;

Wirklichkeit ist das Abstruse,

Nimmt den Feen ihre Ruh.


Dann legt auch der Teich sich schlafen,

Deckt sich zu mit grünem Kleid.

Die Gedanken, die sich trafen,

Sind auch morgen noch bereit.


Leise fällt ein leichter Regen

Auf den Teich, auf meine Welt.

Wie die Elfen sich bewegen,

Hat mir dann ein Traum erzählt.


Kommentargedicht von Claudia Johann:


ach, Dein Leben
wird tags und in der Nacht
von Feen wohlbewacht
ein Zugang zu dem Feenreich
das ist Dein zauberhafter Teich

Copyright: Claudia Johann



Mittwoch, 29. April 2009

Flieder zweifach


Bild: Walentin Alexandrowitsch Serow, Offenes Fenster, 1886, (zeno.org)

Flieder zweifach


Vor dem Fenster blüht der Flieder;

Ach, er riecht so intensiv.

Seh ich ihn auch morgen wieder,

Wenn ich ein paar Stunden schlief?


Schnell entfliehen laue Lüfte,

Bald ist ihre Zeit zu Ende.

Bleibt mir doch, ihr Frühlingsdüfte!,

Und verzaubert meine Wände.


Dieser Duft erschafft mir Bilder,

Die ich immer wieder schaue,

Malt so manche Sorge milder,

Wenn ich dem Geruch vertraue.


Aber wenn ich Flieder rieche,

Frühlingsduft im lila Kleid,

Seh ich auch das Liederliche

Und Vergängliche der Zeit.


Gerne verweise ich hier auf das Gedicht

Fliederliebe von Gabriele Brunsch.



Dienstag, 28. April 2009

Marmelade


Bild: Frederick Carl Frieseke, Frau vor dem Spiegel, um 1910, (wikicommons.org)

Marmelade


Wie Konfitüre in der Nacht,

Du stets versperrte Taste,

Ich hab dich immer angemacht,

Wenn es gerad nicht passte.


Ich lachte, wenn du traurig warst;

Was sollte ich verstehen?

Die Meute, die du um dich scharst,

Die wollte ich nicht sehen.


Mich int’ressiert gar nicht dein Weg,

Ich laufe einen andern,

Und dass ich trotzdem überleg,

Beschäftigt mich beim Wandern.


Montag, 27. April 2009

Müder Sonntag


Bild: Paul Signac, Sonntag, 1888-1890, (wikicommons.org)

Müder Sonntag


Die Amsel zwitschert lustlos auf den Zweigen,

So aus Gewohnheit und nur ab und zu.

Man hört den flauen Sonntag förmlich schweigen;

Ich mache gar nichts, und weiß nicht einmal wozu.


Vom Kirchturm kommen lästige Geräusche;

Na, wenigstens mäht keiner seinen Rasen.

Die Wolken sehen aus wie alte Wattebäusche;

Sehr müde hängen Tulpen in den Vasen.


Ein müder Sonntag macht die Augen auf,

Er wird schon wissen, was er tut. –

Am Montag dann, nur einen Tag darauf,

Ist dieses „gar nichts“ ein erstrebenswertes Gut.


Sonntag, 26. April 2009

Beim Zeitungslesen


Bild: Just L´Hernault, Am Zeitungskiosk, um 1870 (?), (wikicommons.org)

Beim Zeitungslesen


Heute, wenn ich Lotto tippe,

(Das verfluchte Kapital!)

Denk ich an die Schweinegrippe,

Beide sind schon längst global.


Morgen, wenn ich Erbsen zähle,

(Manchmal nehm ich ´s sehr genau.)

Und mich aus dem Leben stehle,

Lags vielleicht an einer Sau.


Kommentargedicht von Gabriele Brunsch:


Morgen, wenn Du Küsse zählst,
(Denn du nimmst es ja genau)
(Selbstvergessen und entrückt)
Lag es an der süßen Frau,
Die dich frühlinghaft entzückt...

Lass die Grippe Grippe sein,
Lebe wie beim Eiertanz,
nimm es wie es sich ergibt:
was nicht kaputt geht, das bleibt ganz!

Copyright: Gabriele Brunsch


Samstag, 25. April 2009

Die verzweifelte Hexe


Bild: Anthony Frederick Augustus Sandys, Die Hexe Morgana, 1864, (wikicommons.org)

Die verzweifelte Hexe


Früher war ich einmal schön,

Jetzt muss ich mich erst verhexen,

Sonst ist auf den Brockenhöh’n

Nicht viel los mit den Reflexen.


Bald schon ist Walpurgisnacht,

Dass der Zauber mir gelinge!

Belzebub hat ´s mitgebracht:

Dreißig schöne Silberlinge.


Damit muss es mir gelingen;

Salben, Creme kann ich kaufen,

Mit den dreißig Silberlingen,

Hoff ich, - sonst lass ich mich taufen.


Freitag, 24. April 2009

Erbsünde


Bild: Michiel van Coxcie, Die Erbsünde, um 1550, (wikicommons.org)

Erbsünde


Ja, ich weiß es, dass wir sterben,

Von der Erde gehen müssen;

Aber eine Sünde erben? -

Dazu lache ich beim Küssen.


Was die Menschen Sünde nennen,

Ist ein großer Teil des Lebens.

Und sich dazu nicht bekennen? –

Nein, dann wäre es vergebens.


Froh genieß ich meine Sünden,

Heiter und mit leichtem Sinn,

Frage dabei nicht nach Gründen,

Weil ich dabei glücklich bin.


Donnerstag, 23. April 2009

Der freche Frühling


Bild: Leon-Augustin L´hermitte, Im April, um 1900, (wikicommons.org)

Der freche Frühling


Frühling, freche Jahreszeit,

Geh doch nicht so schnell vorbei!

Ich bewundere dein Kleid,

Und jetzt kommst du in den Mai.


Wenn erst in der Sommerhitze

Deine Blütenpracht vergeht,

Und ich in der Sonne schwitze,

Weil kein kühles Windchen weht,


Dann hast du dich umgezogen,

Sagst zu mir: „Bin Sommer jetzt“,

Hast wie jedes Jahr gelogen,

Und dich einfach abgesetzt.


Kannst du als April nicht bleiben,

Bleibe wenigstens als Mai;

Denn wie liebe ich dein Treiben!

Ja, dein Charme ist Zauberei.


Mittwoch, 22. April 2009

Der Mäuseball


Bild: Guillaume Fouace, Der umgeworfene Korb, 1874, (wikicommons.org)

Der Mäuseball


Katzen auf dem Mäuseball

Sind viel schlimmer als ihr meint.

Das ist wie ein Überfall,

Denn die Katze ist ihr Feind.


Mäuse sollten fröhlich sein,

Wenn die Katze sich verschlich.

Ja, dann feiern sie allein,

Ganz gefahrlos, unter sich.


Feiert Feste, wie sie fallen,

Mäuse besser ohne Katzen!

Und das rate ich auch allen

Jungen Vögeln - und den Spatzen.


Dienstag, 21. April 2009

Frühlingsgefühle


Bild: Max Koner, Allegorie auf den Frühling, um 1880, (wikicommons.org)

Frühlingsgefühle


Der Frühling hat mit seiner Kraft

Es wieder in mein Herz geschafft;

Wie alles blüht und lebt!

Wie kostbar ist die Jahreszeit

In der es uns die Blüten schneit,

Wo alles schafft und webt!


Und ist es auch am Morgen kühl,

Es ist ein herrliches Gefühl

Am Tage in der Sonne.

Ja, selbst den kühlen Morgentau

Betrachte ich wie manche Frau

Verwegen und mit Wonne.


Kommentargedicht von Miro:


Auf dem Frühlingsweg

Im Licht blühen Birkenbäume
im Sonnenlicht des Frühlings
Spinnen entfliehen
meinem Gesicht
der Rabe knickt in sich
ohne Ton und fliegt davon
in die Ferne
durch die Steinberge
neue Wege zu bahnen
weit weg von meinem Blick
und dreht sich nicht
und dreht sich nicht zurück

copyright: Miroslav B. Dusanic


Montag, 20. April 2009

Der Wiedehopf


Bild: Pisanello (eigentlich Antonio Pisano), Vogel, um 1435, (wikicommons.org)

Der Wiedehopf


Da hab’ ich beim Spazierengehen

Bei einer Gartenlaube,

Den raren Wiedehopf gesehen,

Mit seiner Federhaube,


Mit seiner rötlich-gelben Brust,

Dem schwarz und weißen Federkleid,

Sang er ganz fröhlich, voller Lust;

Vielleicht war er zur Brut bereit.


Es ist schon ziemlich lange her,

Dass ich das Tierchen sah.

Ich dachte schon, es gibt’s nicht mehr,

Und darum ging `s mir nah.


Sonntag, 19. April 2009

Bekenntnislos?


Bild: John Byam Liston Shaw, Himmlische Liebe, 1872, (wikicommons.org)

Bekenntnislos?


Mein Verstand ist wohl ein Heide,

Meine Seele Anarchist,

Und ich selbst bin alle beide,

Also ganz bestimmt kein Christ.


Und was sollte mich das scheren?

Schließlich ist da noch das Herz,

Niemals lässt es sich bekehren,

Es strebt immer himmelwärts.


Dieser Himmel ist nur meiner,

Als private Illusion.

Andre Himmel sind viel kleiner, -

Ich brauch keine Religion.


Samstag, 18. April 2009

Dass die Liebe ...


Bild: Gerrit Dou, Der Astronom im Kerzenlicht, 1650-59, (wikicommons.org)

Dass die Liebe …


Dass die Liebe nie verloren,

Und der Sprache mächtig ist,

Hat sie ein Gedicht geboren,

Auch wenn du verzweifelt bist.


Denn du liebst ihn ja trotz allem,

Diesen Blumengruß der Worte,

Der auf seinem Weg, dem schmalen,

Dich begleitet zu dem Orte,


Wo ein Wort als Trost schon lauert,

Kerzenlicht in einer Nacht,

Das die Zeiten überdauert, -

Wie für dich allein gemacht.


Renaissance-Slapstick


Bild: Sandro Botticelli, Die Verleumdung des Apelles, Ausschnitt, 1494 - 95, (wikicommons.org)

Renaissance-Slapstick


Der Himmel mag´s bezeugen,

Da steht die Wahrheit bloß und nackt.

Die Reue muss sich beugen,

So wie in Botticellis Akt.


Die Reue ist ein altes Weib,

Verleumdung bringt die Schönheit um.

Die Wahrheit ist ein nackter Leib,

Und fragt nach der Bestätigung.


(Das ganze Gemälde findet sich hier)


Freitag, 17. April 2009

Kleinbürgeridyll


Bild: Jan Mabuse (eigentlich Gossaert), Ein älteres Paar, 1510- 28, (wikicommons.org)

Kleinbürgeridyll


Sie tanzte Fox, und er den Trott,

So tanzten sie in einem fort,

Ganz ohne Argumente.

Er hinkte links, sie hinkte rechts,

Als wär ´s ein Zeichen des Geschlechts,

Schon lange vor der Rente.


Ganz plötzlich wurden beide alt,

Das Reihenhäuschen war bezahlt,

Da wachten beide auf.

Er wollte nichts, sie wollte viel,

Da merkten beide, dieses Spiel,

Das war ihr Lebenslauf.


Sie trennten sich, worauf er starb,

Was ihr die Wünsche nicht verdarb,

Die kannte sie genau.

Sie sehnte heimlich sich nach ihm,

Mit gar nichts war sie je intim,

Und starb als alte Frau.


Kommentargedicht von SuMuze:


Die Einen weckt es auf.
Sie sind dann klein.
Die Anderen verharren
fest im Schlaf.
Sie bleiben groß darin -
allein.



Frühling umsonst


Bild: Andrew Mac Callum, Jahreszeiten im Wald, Frühling, 1860, (wikicommons.org)

Frühling umsonst


Tausendmal das Leben speichert

Sich das Leben hier im Wald,

Und ich fühle mich bereichert,

Habe nichts dafür bezahlt.


Was kann ich mit Geld schon kaufen,

Das mir wirklich wichtig ist?

Dass die Dinge richtig laufen,

Dafür sorgt hier kein Jurist.


Tausendfach und unscheinbar

Schenkt der Frühling mir Gedanken,

Einfach, wunderschön und wahr,

Muss mich nicht einmal bedanken.


Donnerstag, 16. April 2009

Stimmungen - (Symbolismusblätter 1)


Bild: John William Waterhouse, Miranda [Shakespeare - Der Sturm], 1916, (wikicommons.org)

Stimmungen – (Symbolismusblätter 1)


Roter König, schwarze Dame,

Kartenspiele, Solitär,

Spielfilmschwarz und nur ein Name,

Claude Chabrol, gedankenschwer.


Rote Dame, schwarzer König,

Eingefleischte Langeweile,

Zärtlichkeiten, Sex - ein wenig;

Nimm das Ganze oder teile.


Rote Dame, roter Bube,

Gar nichts, nicht einmal ein Name,

Von der Wiege bis zur Grube,

Rote Dame, schwarze Dame.


Kreativ Blog Award



Mit Freude habe ich durch Miro den Kreativ-Blog-Award erhalten. Das erfüllt mich mit Freude, macht mich aber auch etwas verlegen, denn ich wusste gar nicht (mehr?) welche Eitelkeiten noch immer in mir schlummern.
Herzlichen Dank an Miroslav B. Dušanić!

Mittwoch, 15. April 2009

Schweinisches


Bild: Henri de Toulouse-Lautrec, Illustration zu Renards "Histoires naturelles", um 1900, (wikicommons.org)

Schweinisches


So eitel wie der stolze Pfau

Gebärdet sich manchmal die Sau;

Um mit dem Ringelschwanz zu winken,

(Der wackelt lustig nah beim Schinken.)

Macht sie ganz tolle Kapriolen, -

Und dann muss man den Eber holen.


Der Eber denkt sich, das ist fein;

Jetzt hab ich aber wirklich Schwein.

Nicht immer geht es nach Bedarf,

Doch heute ist die Sau ganz scharf,

So scharf wie ich, und auch ganz nett:

Wie sind zu schade fürs Kot’lett.


Dienstag, 14. April 2009

Von Storch und Kuckuck


Bild: Frank Ver Beck, Illustration zu: The Surprising Adventures of the Magical Monarch of Mo and His People, by L. Frank Baum, um 1900, (wikicommons.org)

Von Storch und Kuckuck


Was der Storch vom Klappern weiß,

Gibt er nicht dem Kuckuck preis.

Niemand klappert so wie er;

Das Gehör ist hinterher

Für den Kuckucksruf bereit:

Dann ist wirklich Frühlingszeit.


Montag, 13. April 2009

Der Schwan


Bild: Caspar David Friedrich, Schwäne im Schilf, um 1820, (wikicommons.org)

Der Schwan


Frische Weidenkätzchen streifen

Meine winterbleiche Haut.

Die Gedanken lass ich schweifen,

Denn der Teich hat mich durchschaut.


Dort, im weißlichen Gefieder,

Ziehen Schwäne ihre Kreise.

Leiser Windhauch hin und wider;

Ach, es ist die alte Weise.


Welche Freude hier zu wandern!

Mählich heilt die Winterwunde,

Sie vernarbt sich mit den andern,

Und der Schwan zieht seine Runde.