Tagebuch - nicht nur meiner literarischen Arbeiten

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Mittwoch, 30. April 2008

Walpurgisnacht


Bild: John William Waterhouse,
Magischer Kreis, 1886, (wikicommons.org)

Walpurgisnacht

Siehst du sie auf dem Besen hocken,
Schön und hässlich, voller Sex?
Sie ist auf dem Weg zum Brocken,
Zur Walpurgisnacht, die Hex,

Trifft sich dort mit ihresgleichen,
Hat den Kater mitgebracht,
Braucht ihn als Erkennungszeichen
Heute zur Walpurgisnacht.

Tanze in den Mai, ja tanze!
Denn die Hexen tun das auch.
Frage nicht, „was soll das Ganze?“ –
Herrlich ist der alte Brauch.

Die Sperlinge


Bild: Taiso Yoshitoshi,
Die Leidenschaft des Fujiwara no Sanekata für Sperlinge,
(aus der Serie:"Neue Formen der sechsunddreißig Geister"),
1889 bis 1892, (wikicommons.org)

Die Sperlinge

Sie singen und sie pfeifen nicht,
Sie zwitschern nur und schwatzen
Solang es scheint, das Tageslicht.
Ja, das sind meine Spatzen.

Mein kleines Völkchen weiß es nicht,
Erstaunt mich immer wieder,
Weil es mir aus der Seele spricht,
Trotz Flöhen im Gefieder.

Dienstag, 29. April 2008

Bei den Gänseblümchen


Bild: William-Adolphe Bouguereau,
Gänseblümchen, 1894, (wikicommons.org)

Bei den Gänseblümchen

Klitzekleine Gänseblumen
Tummeln sich auf der Wiese.
Dorthin werf ich meine Krumen,
Wenn ich die Parkbank genieße.

Schnell erscheint mein Spatzenheer,
Und beginnt gleich aufzuräumen.
Sag, was brauche ich noch mehr,
Um im Frühlingspark zu träumen?

Montag, 28. April 2008

Dreimal schwarzer Kater


Bild: Die Katzengottheit Bastet.
(Die sogenannte Gayer-Anderson Katze im Britischen Museum in London)
, wikicommons.org

Dreimal schwarzer Kater

Ihre tiefe Eigenheit
Tragen Silben, tragen Worte.
Sie erklingen ohne Zeit,
Und sie öffnen eine Pforte
Hin zu einem Märchenreich,
Vielleicht Morgen, vielleicht gleich.

Sonntag, 27. April 2008

Die Abendsonne


Bild: Vincent Willem van Gogh,
Weiden bei Sonnenuntergang, 1888, (zeno.org)

Die Abendsonne

Ein paar Spuren hinterlassen,
Bis der Wind auch die verweht?
Ach, das nehm ich ganz gelassen,
Nehm die Zeit, so wie sie geht.

Aber dass die Abendsonne
Stets im Westen untergeht? –
Ist doch wirklich für die Tonne,
Dass die Welt sich so rum dreht!

Samstag, 26. April 2008

Friedhofsruhe


Bild: Auf dem Friedhof in Springe. Foto: Anja Müller

Friedhofsruhe

Es muss nicht sein, dass ich am Tage
Die Schatten spüre auf der Haut,
Es muss nicht sein. -
Dann stell ich wieder eine Frage,
Ich höre sie. - Im Innern. - Laut.
Und eine altbekannte Klage,
Erweicht den Stein, mein hartes Herz
Entzündet sich, blickt himmelwärts. -
Da brennt die Sonne hart herab,
Und Schatten wirft das alte Grab. -
Die Schatten spür ich auf der Haut.
Ich höre nichts, nicht einen Laut.

Auch das!


Bild: Paul Gauguin,
Stilleben mit Äpfeln, Birne und Krug,
1889, (zeno.org)

Auch das!

Lasst uns diesmal nicht versäumen
Unter Blütenapfelbäumen,
Von der reifen Frucht zu träumen.

Seht, das weite Blütenmeer!
Doch wir wollen hinterher
Äpfel haben, zum Verzehr,
Volle Zweige, bitte sehr!

Mancher Blütenbaumbeschauer
Ist ein Dauerapfelkauer,
Und liegt jetzt schon auf der Lauer,
Nach den Äpfeln, herb und sauer,
Süße will er nicht auf Dauer.

Freitag, 25. April 2008

Die Denker


Bild: Pierre Louis Dumesnil,
Rene Descartes trifft die schwedische Königin Christina,
(Ausschnitt, Descartes steht rechts), (wikicommons.org)

Die Denker

Da las ich bei Wittgenstein
Über Sein und Sollen.
Schopenhauer leuchtet ein,
Denn der spricht vom Wollen.
Doch Descartes sagt sogar,
Dass er sei. - Wie wunderbar!

Donnerstag, 24. April 2008

Nachtgebet des Atheisten


Bild: Joseph Wright of Derby,
Der Alchemist, 1771, (wikicommons.org)

Nachtgebet des Atheisten

Wenn ich um die Gunst der Götter
Wenigstens noch betteln könnte!
Aber nein, ´s gibt keinen Spötter,
Der mir diesen Trost noch gönnte.

Und ich kann ja auch nicht glauben,
Dass die Götter mich beschenken.
Was die Religionen taugen
Ist so wenig – wie mein Denken.

Unterm Apfelbaum


wikipedia.org

Unterm Apfelbaum

Dort wo weiße Blüten schneien,
Leuchtet bald mein Lagerfeuer.
Mag ´s das Blütenmeer verzeihen,
Wenn ich meine Abenteuer
In die lauen Nächte sage. –
Nein, ich höre keine Klage.

Mittwoch, 23. April 2008

Die Libelle


Bild: Sir Lawrence Alma-Tadema,
Erschöpfte Mänaden nach dem Tanz, (Detail), 1874, (zeno.org)

Die Libelle

Wenn Zeiten jetzt, so schrecklich schön,
Und falsch wie die Libelle,
Im Fluge rasch vorüber gehen,
Dann trittst du auf der Stelle.

Beständig ist das Tanzen nicht,
Auch wenn ´s Gelüste weckt.
Das schrieb schon Heine im Gedicht
Von jenem Raubinsekt.

Engelsgeduld


Bild: Rembrandt Harmenz. van Rijn,
Der Engel verläßt die Familie des Tobias, 1637, (zeno.org)

Engelsgeduld

Der Engel zieht die Flügel ein,
Er möchte jetzt nicht fliegen.
Er will auch nicht mehr Engel sein,
Schon gar nicht will er siegen.

Ein Engel hat sonst viel Geduld,
Doch die kam ihm abhanden.
Und daran sind wir Menschen Schuld,
Wir machten sie zuschanden.

Ihr Menschen lasst das Siegen sein,
Der Engel kann ´s nicht leiden,
Und zieht dann seine Flügel ein.
Das sollten wir vermeiden.

Dienstag, 22. April 2008

Das Häuschen


Bild: Childe Hassam, Das norwegische Häuschen, 1909, (zeno.org)

Das Häuschen

Schenk mir doch einen Ziegelstein,
Dann hab ich schon den zweiten.
Mein Häuschen, ach, es wird sehr klein.
Wer wollte das bestreiten!

Doch ist das Häuschen gänzlich meins,
Ich bau es schon seit Jahren
In meinem Traum. Es wird auch deins,
Im Traum kannst du ´s erfahren.

Und um das Häuschen drum herum,
Da ist ein kleiner Garten,
Mit Rosen für das Publikum.
Sag, worauf willst du warten?

Montag, 21. April 2008

Meine Arche


Bild: John Everett Millais,
Die Rückkehr der Taube zur Arche, 1851, (zeno.org)

Meine Arche

Die Welt geht unter, doch ich schlafe schon.
Ich schreibe nur noch mein Gedicht.
Wenn dann die langen, schweren Schatten drohn,
Dann hab ich wenigstens dies kleine Licht.

Ich kenn sie doch, die klaren Zeichen vor dem Untergang,
Wenn nur das dreckige Besitzen überlebt,
Und jeder ohne Hoffnung, doch im Überschwang,
An seinen ein, zwei, drei, vier Dingen klebt.

Mein kleines Licht, das werde ich bewahren.
Wenn rings um mich dann alles dunkel ist,
Und ich erwacht bin, sehe ich ´s im Klaren,
Und habe immer noch, und immer wieder meine Frist.

Sonntag, 20. April 2008

Frühjahrswünsche


Bild: Gustav Klimt, Die Liebe, 1895, (zeno.org)

Frühjahrswünsche

Das ganze Alphabet der Liebe,
Abschied und Güte,
Unsterblichkeit und
Zwischenzeit,
Dann eine kleine Frühlingsblüte,
Den vollen Mund,
Und nicht des Schicksals Hiebe,
Am Ende tröstlich nackt und bloß,
Das wünsch ich dir, das sei dein Los.

Vom Sonnenschein


Bild: Anna Ancher, Sonnenschein in der blauen Stube,
1891, (zeno.org)

Vom Sonnenschein

Wenn ich mir trauen könnte, würd ich mich verlassen.
Ich ginge weg, und käme auch nicht wieder.
So muss ich mich mal lieben und mal hassen,
Und schreibe Einzelteile und vergessne Lieder.

Es ist mir nicht genug, nur einfach da zu sein.
Wenn ich das könnte, blieb ich immer hier.
Das Frühjahr und den hellen Sonnenschein,
Die hätte ich ja - mindestens auf dem Papier.

Endlich!


Bild: Martin Johnson Heade,
Frühlinsregen im Tal des Connecticut,
1868, (zeno.org)

Endlich!

Lange haben wir gewartet,
Dass der Frühling richtig startet,
Nicht nur ein, zwei Tage.
Und wir werden es genießen,
Dass die Blumen blühn und sprießen,
Das ist keine Frage.

Draußen piepen schon die Mätze
Vor Vergnügen ganze Sätze
Einer Frühlingssymphonie.
Endlich wird der Regen wärmer,
Grölen auch des Nachts die Schwärmer,
Prügeln sich mit Sympathie.

Samstag, 19. April 2008

Trägheit


Bild: Jaques-Joseph Tissot,
Ein Sturm zieht vorüber, 1876, (zeno.org)

Trägheit
(Rekonstruktion eines Gedichts aus dem Jahr 1979!)

Warum trödel’ ich herum?
Fürchte ich schon meine Blöße?
Weshalb bleibt mein Herz so stumm
Und hat Angst vor seiner Größe?

Das ist deine Illusion,
Wenn du glaubst, du müsstest bleiben,
Denn alleine bin ich schon. -
Doch ich will dich nicht vertreiben.

Ich kann mich zu nichts entschließen,
Nicht zum Sprechen, nicht zum Handeln.
Erst wenn wieder Tränen fließen,
Wird mein Herz sich wohl verwandeln.

Vollmond im April


Bild: Francesco del Cossa,
Fresken im Palazzo Schifanoia: April,
um 1470, (zeno.org)

Vollmond im April

Dicker, fetter, gelber Mond,
Ob es sich wohl heute lohnt
Einzusäen im Garten?
Wenn dann hell die Vögel singen,
Fragen wir, was wirst du bringen?
Sollen wir noch warten?

Hinter deinem gelben Kleid
Birgst du unsre Frühlingszeit,
Willst sie nur für dich.
Sag, was haben wir verbrochen?
Hat der Winter dich bestochen?
Es ist fürchterlich.

Alles wartet auf den Lenz,
Tante Martha, Onkel Jens,
Lenz will nicht erscheinen.
Doch vielleicht ist das normal,
Und dem Mond ist ganz egal,
Was wir dazu meinen.

Freitag, 18. April 2008

Zauberlehrlings Frühlingslied


Bild: Mi Fei, Berge und Kiefern im Frühling,
um 1100, (zeno.org)

Zauberlehrlings Frühlingslied

Um den Frühling zu erstreiten,
Sind die Geister viel zu wenig.
In den kalten Jahreszeiten,
Bin ich Lehrling und nicht König.

Ach, mein alter Hexenmeister
Konnte mich zwar manches lehren,
Aber nicht, wie ich die Geister
Dazu bringe, sich zu mehren.

Wilder Sturm lässt sich entfachen,
Eine Frühlingsbrise nicht,
Und die Erdengeister lachen
Meinem Mühen ins Gesicht.

Donnerstag, 17. April 2008

Sein und Haben


Bild: Aubrey Vincent Beardsley,
Volpone betet seinen Schatz an,
Buchillustration, 1897, (zeno.org)

Sein und Haben

Wenn ich nicht nach Haben strebe,
Kann ich wohl zufrieden sein.
Ach, ich hab nur, was ich gebe,
Nur was weg ist, das ist mein.

Habsucht, Gier und Machtgelüste
Sind zum Glück mir ziemlich fremd.
Glaube mir, wenn ich es müsste,
Gäb ich dir mein letztes Hemd.

Aber was ich niemals lasse,
Ist mein Streben nach dem Sein.
Das ist Glück, wie ich es fasse. -
So geht ´s nicht nur mir allein.

Mittwoch, 16. April 2008

Krähenchor - Melancholie


Bild: Alexei Kondratjewitsch Sawrassow,
Die Saatkrähen kehren zurück, 1871, (zeno.org)

Krähenchor - Melancholie

Sonne scheint ja, hell und klar,
Drüben blüht der Ginster;
In ihm singt ein Vogelpaar, -
Mir ist trotzdem finster.

Heute will ich einsam sein,
Mir ist kalt zumute.
Finster bin ich, gern allein,
Auch wenn ich verblute.

Diese Lust am schweren Mut
Will ich manchmal haben.
Brauch ja auch die Regenflut, -
Und den Chor der Raben.

Dienstag, 15. April 2008

Über Lyrik


Bild: Angelica Kauffmann, Die Dichtung umarmt die Malerei,
Tondo, 1782, (zeno.org)

Über Lyrik

Aus sich selbst ganz rein,
Einfach aus dem Bauch
Sollte Lyrik sein.
Und dann wirkt sie auch.

Kunst ist immer dann
Freude, Trost und Ziel,
Wenn sie treffen kann,
Und auch treffen will.

Nicht gekünstelt schwer,
Aber tief und klar.
Da ist immer mehr!
Dann erst ist sie wahr.

Nicht mehr lange


Bild: Claude Monet, Blühende Apfelbäume, 1879, (zeno.org)

Nicht mehr lange

Auch wenn böse Wetter wüten,
Bleibe ich jetzt ganz gelassen,
Warte auf die Apfelblüten,
Werde in Geduld mich fassen.

Lass es kalt sein, lass es regnen,
Das wird bald vorüber gehen.
Wanderer, die mir begegnen,
Kann ich jetzt schon lächeln sehen.

Montag, 14. April 2008

Das Sakuralied

[Auf Wunsch eines Lesers das japanische Kirschblütenlied im Orginal:]
さくらさくら
桜桜
野山も里も
見わたすかぎり
霞みか雲か
朝日ににおう
桜桜
花盛り
桜桜
やよいの空は
見わたすかぎり
霞みか雲か
においぞいずる
いざやいざや
見にゆかん

Sakura hana zakari


Bild: Utagawa Kunisada I, Liebevolle Betrachtung der Kirschblüte im zweiten Monat, 1854, (zeno.org)

Sakura hana zakari

Träume im Winter
Träume im Frühlingsbeginn
Träume im Anfang

Weiß ist der Winter
Blaßgrün der Frühlingsanfang
Farbe nur später

Nichts ist immer weiß
Keine Nacht ist völlig schwarz
Rot die Kirschblüte

Sonntag, 13. April 2008

Die entdeckte Eule


Bild: Ursula Goldau
(frei unter GNU-Lizenz)

Die entdeckte Eule

Für eine Eule ist ´s zu spät,
Wenn schon die Sonn am Himmel steht,
Den Kleingetieren nachzujagen.
Doch dafür schläft sie an den Tagen.

Als sie mein Wanderblick erfasst,
Sitzt sie verschlafen auf dem Ast
Und denkt: „Was störst du meine Kreise!
Geh endlich weiter und sei leise“.

Halbmond ungefähr


Bild: Caspar David Friedrich, Eule vor dem Mond,
um 1837, (zeno.org)

Halbmond ungefähr

Wir wissen doch, wie ´s kommen soll:
Zur Hälfte ist der Mond schon voll.
Wenn er dann voll ist, macht er schlapp,
Und nimmt dann einfach wieder ab.

Hände falten


Bild: Detail aus Leonardo da Vinci, Mona Lisa (La Giacorda),
1503 bis 1505, (zeno.org)

Hände falten

Wenn ich meine Hände falte,
Tu ich es nicht zum Gebet;
Kommt da hinten das geballte
Unglück, seh ich ´s eh zu spät.

Und wir dummen Menschen beten
Meist nur, wenn ´s uns dreckig geht,
Auch wenn in den meisten Städten
Mehr als eine Kirche steht.

Nein, ich falte meine Hände
Nur gemütlich überm Bauch.
Und wenn ich das komisch fände,
Dann, mein Lieber, tät ich ´s auch.

Samstag, 12. April 2008

Wertung?


Bild: Berthe Morisot, Psyche, 1876, (zeno.org)

Wertung?

Wenn ich dir eine Seele borge,
Und du sie dann in zarter Sorge,
Auf ihren tiefsten Inhalt wiegst,
Sie an die andern Seelen schmiegst,
Dann hältst du manchmal ängstlich ein:
Es könnte deine Seele sein.

Frühling alt


Bild: Vincent Willem van Gogh,
Seineufer im Frühling an der Pont de Clichy,
1887, (zeno.org)

Frühling alt

Die Wolken - wunderschön zu schauen,
Den Kopf auf welken Rosenblättern,
Die alte Suche nach Vertrauen,
Die alte Angst vor bösen Wettern,

Der alte Baum in jungem Grün,
Die Mittagssonne noch zu kühl,
Die Hyazinthen, die schon blühn,
Das alt bekannte Neu-Gefühl.

Freitag, 11. April 2008

Antwort auf eine Nachfrage zum gestrigen Blogeintrag


Bild: Der Hallermundskopf, südlich von Springe, im Hintergrund der Kleine Deister, (wikipedia.org)

Enstanden ist die Hallermundsburg vor 1189. Sie war der Sitz der freien Reichsgrafen Hallermund, dieses Geschlecht starb 1436 aus. Geschleift wurde die Burg im Auftrag der Welfen, war aber zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Besitz der Grafen von Hallermund.

In der Märchenburg


Bild: Fundamentreste der Burg Hallermund,
Aufnahme von AxelHH, Juli 2007, wikipedia.org,

[Die Ruine der Hallermundsburg liegt etwa 2,5 km südlich von Springe, innerhalb der Mauern des Sauparks. Sie wurde 1435 geschleift, da sie zu einer Raubritterburg verkommen war und nicht wieder aufgebaut.]

In der Märchenburg

Trete ein und sieh dich um;
Lass dich heute ruhig verführen.
Singe! Tanze! Bleib nicht stumm.
Alles darf man hier berühren.

Wenn du keinen Schlüssel hast,
Um die Räume zu erkunden,
Darfst du doch als guter Gast
Sagen, ich hab was gefunden.

Ach, die Märchenburg ist groß;
Auch im klitzekleinen Raum
Sind die Wunder grenzenlos.
Darum ist es ja ein Traum.

Donnerstag, 10. April 2008

Anmerkung


Bild: Fleury Francois Richard, Rotkäppchen, um 1820, (zeno.org)

Anmerkung

Wenn der Chef, nicht nur beim Golf,
Sich um Schwächere bemüht,
Und der große böse Wolf
Omas Haube überzieht,
Kennen wir doch die Int´ressen:
Beide wollen einen fressen.

Mittwoch, 9. April 2008

Sinnfrage und Antwort


Bild: Porträt von Réne Descartes von Frans Hals,
1648, (zeno.org)

[Von Descartes stammt das berühmte Dictum
"cogito ergo sum", ("ich denke, also bin ich")]

Sinnfrage und Antwort

Bei der Frage nach dem Sinn
Wirst du an die Grenzen stoßen.
Nur zu sagen, „Ja, ich bin!“,
Das tun auch die Einfallslosen.

Da ist mehr, als wir mit Worten
Oder Bildern sagen können. -
Sinn gibt es an jenen Orten,
Wo wir uns uns selber gönnen.

Friedhofsbesuch


Bild: Hans Baluschek, Zum Friedhof, 1920, (zeno.org)

Friedhofsbesuch

Blumen bieten sich so sorglos
Mir und auch der Eisnacht an.
Hier empfind ich einen Mythos,
Den ich nicht erklären kann.

Es ist so, dass Blumen welken,
Aber diese hier erfrieren.
Diese wunderschönen Nelken
Werden wohl kein Grab mehr zieren.

Dienstag, 8. April 2008

Der Blitzableiter


Bild: Blitzeinschlah in einen Baum (wikipedia.org)

Der Blitzableiter

Niemand kennt den Willen Gottes,
Keiner weiß, ob es ihn gibt.
Leicht wird man zum Ziel des Spottes,
Wenn man seinen Glauben liebt.

Doch auch Christen tun gescheiter,
Wenn sie, trotz viel Gottvertrauen,
Einen guten Blitzableiter
Auf das Dach der Kirche bauen.

συμπᾰϑεια


Bild: Claude Monet, Harmonie in Blau,
(Kathedrale von Rouen), 1893, (zeno.org)

συμπᾰϑεια

Heißt der Zauber Harmonie,
Oder ist das Chaos schuldig,
An dem Geist der Sympathie? –
Was ist hier mit mir geduldig?

Montag, 7. April 2008

Die Nachtigall


Bild: Philipp Otto Runge, Die Lehrstunde der Nachtigall,
1804/05, (zeno.org)

Die Nachtigall

"Was dem einen sein Uhl, ist dem anderen sein Nachtigall."

Auf dem Dach siehst du die Tauben,
Stellst sie dir gebraten vor,
Doch mir willst du nicht erlauben,
Dass ich dicke Bretter bohr.

Ja, bei dir ist es die Eule,
Doch bei mir die Nachtigall.
Brett vorm Kopf erspart die Beule –
Manchmal nur, nicht überall.

Äpfel


Bild: August Macke, Frau mit Äpfeln
(Porträt der Frau des Künstlers), 1909, (zeno.org)

Äpfel

„Dafür bin ich mir zu schade.
Diesen Apfel mag ich nicht.“
Sprach die kleine fette Made,
„Denn ich hatte ja gerade
Apfelmus, mein Leibgericht.“

„Darin bin ich nicht sehr eigen.“
Sprach die Amselin zu ihr.
„Ja, ich werde dir schon zeigen,
Dass die Äpfel an den Zweigen
Gut sind, und nicht nur zur Zier“.

Pickte an den Äpfeln rum,
Fraß danach die Made auf,
Und sie scherte sich nicht drum,
Dass die Made, faul und dumm,
Nichts begriff vom Weltenlauf.

Die Puppe


Bild: Edgar Germain Degas, Frau bei der Toilette,
um 1894, (zeno.org)

Die Puppe

Ach, das Haar in ihrer Suppe
Ist recht schwierig zu verdaun!
Sie ist schön wie eine Puppe -
Und sie schminkt sich wie ein Clown.

Sicher ändern sich die Moden;
Ja, es wandelt sich die Zeit.
Doch bleib bitte auf dem Boden:
Schöner wär Natürlichkeit!

Sonntag, 6. April 2008

"Im Märzen der Bauer..."


Bild: Francois-Andre Vincent,
La Lecon de labourage, um 1795, (wikicommons.org)|

„Im Märzen der Bauer …“

Was wissen wir von Frühling jetzt,
Wo er doch kaum begonnen hat? –
Mit Bildern ist er reich besetzt,
Und findet in den Köpfen statt.

Im Kopf, im Herzen, nicht da draußen!
Auch wenn die Tage länger werden,
Man kann noch nicht im Freien hausen,
Drum langsam mit den jungen Pferden.

Samstag, 5. April 2008

Mein Erbe


Bild: Vincent Willem van Gogh, Ein Paar Schuhe, 1886, (zeno.org)

Mein Erbe

In diesen staubbedeckten Schuhen,
Ich trage sie seit Jahr und Tag,
Vom Vater sind sie, der darf ruhen,
Ich trag sie jetzt, weil ich sie mag.

Ja, diese oft geflickten Schuhe,
Wie häufig waren sie zu groß!
Jetzt finde ich in ihnen Ruhe
Und meine Füße sind nicht bloß.

Die Schuhe, manchmal nur Sandalen,
Hab ich ganz oft nicht zu gebunden,
Doch so beim leise Bilder malen,
Hab ich genügend Halt gefunden.

Adieu


Bild: Henri Toulouse-Lautrec, Adieu, 1895, (zeno.org)

Adieu

Zu viel Nähe, so viel Enge,
Lassen sich nur schwer ertragen.
Und schon gar nicht diese Zwänge,
Aus den immer gleichen Fragen.

Gerne helf ich, wenn ich kann,
Aber nicht durch selber leiden.
Sehr viel lieber will ich dann,
Doch für immer von dir scheiden.

Freitag, 4. April 2008

Wetterschelte


Bild: Claude Monet, Trübes Wetter oder Kirche auf den Klippen,
Varengeville, 1882, (zeno.org)

Wetterschelte

Mir nicht, dir nicht,
Überhaupt nicht
Will das Wetter heut gefallen.
Lirum, larum,
Aber darum
Ist ´s das Wetter von uns allen.

Eine völlig andre Strophe,
Wär die Klimakatastrophe.

Donnerstag, 3. April 2008

Entführungsversuch


Bild: Isaak Ilitsch Lewitan, Birkenhain, 1885 bis 1889, (zeno.org)

Entführungsversuch

Lass die Alltagsdinge liegen!
Komm mit mir ins Märchenland,
Wo die Guten immer siegen,
Wenn das Märchen ich erfand!

Mal dir meine Bilder aus,
Lass sie laufen, lass sie wirken!
Baue dir ein Hexenhaus
Dorthin zu den jungen Birken.

Dann zieh ein dort, in das Häuschen,
Das nur dir gefallen muss. -
Ich nur spiel ein bisschen Mäuschen,
Denn ich such den Märchenschluss.

Schokolade sprichwörtlich


Bild: Heiße Schokolade, (wikicommons.org)

Schokolade sprichwörtlich

Auch mit Tee und Schokolade
Ist das Leben nicht gerade
Nur das reine Zuckerschlecken:
Und man muss noch dran verrecken.

Aber ohne Schokolade,
Wär das Ganze jammerschade,
Und es wär zum Mäusemelken,
Würd man ohne sie verwelken.

Vor dem Ersaufen


Bild: El Greco, Das fünfte Siegel der Apokalypse,
1608 bis 1614, (zeno.org)

Vor dem Ersaufen

Versuchst auch du am weißen Rand
Die alten Wasser zu verstehn?
Und jeden Tümpel, der sich fand
Auf trocknen Füßen zu umgehn?

Tritt ruhig hinein, mit festem Schritt!
In Tümpeln sind die Wasser seicht;
Sei ´s denn, dass dich der Teufel ritt,
Und ´s Wasser bis zum Halse reicht!

Mittwoch, 2. April 2008

Atem


Bild: Franz von Stuck, Wind und Welle, 1927, (zeno.org)

Da ist ein Text,
Der zu mir spricht;
Und aus ihm wächst
Mir ein Gedicht:

„der wint

un wider is ess der wint
woss sucht majn nefesch –
un wider is ess der wint.“

Rajzel Zychlinski


Atem

Mein Atem trifft den Wind,
Der Wind trifft meinen Atem.
Weil sie zusammen sind
Nur Eines – Wind und Atem.

Bild: Kawanabi Kyosai, Rabe, 19. Jh., (zeno.org)

Ein Gedichtchen wollt ich schreiben,
Aber es misslang,
Weil ´s mir so im Alltagstreiben
Einfach nicht gelang,
Jene Stimmung raus zu schinden,
Die die Wörter selbst empfinden.

Das Gedichtchen ist ganz klein;
Ist es keins, dann ist ´s ein Reim.
(Auch mal ein unechter!)

Aprilscherz

Uhu ruckt am Zuck
Kuckuck singt guck guck
Pirol pfeift April
Rabe ist heut still

Nur Raben, die nach Aasen lechzen
Die sitzen auf dem Baum und krächzen

Dienstag, 1. April 2008

Euterpe erzählt lachend


Bild: Edouard Manet, Dame mit Fächer, 1862,
(zeno.org)
[Baudelaires "Jeanne Duval"]

Euterpe* erzählt lachend

Das bin ich, zwischenmenschliches Dazwischen,
Trost auch, und manchmal einfach Spaß.
Ich nutze nicht, und halt auch nichts von Fischen,
Die Steine hör ich wachsen und das Gras.

*Anmerkung: Euterpe gilt als Muse der lyrischen Poesie.