Bild: Franciszek Zmurko, Faust' s Vision, 1890, (wikicommons.org)
Die Vision
Schlaf getrost, du kleine Welt,
Ich werde für dich wachen.
Wenn der lange Schatten fällt,
Kann ich nicht mehr lachen.
Dann nehme ich den Schlummertrank,
Von einem bösen Troll gebraut,
Er macht mich munter oder krank,
Ein Schaudern spür ich auf der Haut.
Schlaf getrost, du große Welt,
Noch immer kann ich lachen.
Wenn überall nur Schatten fällt,
Dann werd ich nicht mehr wachen.
2 Kommentare:
Lieber Paul,
lass uns noch lange lachen und wachen. den bösen trollen gehen wir
aus dem weg, das schaudern auf der haut ist mahnung genug...
sollen sie doch getrost schlafen, die kleine und die große welt, komm,
lass die schatten fallen,
da du die geheimnisse kennst, weißt du um das morgen, das lächeln, den gruß, den satz, das bild, das wort... das danach kommt, wenn die lichtstrahlen wieder in die ecken gekrochen sind, und die schatten verflüchtigt hat...
... dieses Bild, Faust's Vision, ist umwerfend. Der alte, hier fast greise Faust, hinter seinen Büchern, dem Totenkopf, alles Zeichen für sein Wissen, seine Gelehrtheit, aber auch für seine Suche nach Erkenntnis...
und dann da, ausgebreitet, das Weib, köstliche Frucht, lebendigste Verkörperung des "Diesseits"...
Wie soll der von Wissenschaft, Alchemie und Fakten tiefdurchdrungene Mann diese, von Licht durchflutete Lebendigkeit, satteste Verlockung einordnen? Hat er doch schon alles erklärt...
Nur diesen Urtrieb, den zu erklären, fehlen ihm die Worte...und Gedanken!
Was für ein Genuss!
Gabriele
Auch Dein wunderbarer Kommentar ist der reinste Genuss für mich, Danke.
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