(Dieses Lied wurde im Konzentrationslager Bergen-Belsen von der 1932 geborenen Ester Shtub geschrieben. Ihr genaues Todesdatum, wahrscheinlich 1944, ist unbekannt.)
?װען װעלן מיר זײַן פֿרײַ
,הונגעריק, באָרװעס, אָפּגעריסן
- פֿון טאַטע-מאַמע גאָר נישט װיסן
.גאָט! װי טוט דאָס װײ
- אײנס, צװײ, דרײַ
,דער טאָג װיל נישט פֿאַרבײַ
שלעפּן ציגל, ברעטער, שטײנער
.און פֿון טױטע מענטשן בײנער
.גאָט! װי טוט דאָס װײ
- אײנס, צװײ, דרײַ
,הער צו מײַן געשרײ
,פֿון אומבאַקאַנטע מאַסן-קבֿרים
,קלײנע קינדער פֿון חדרים
.אָן מאַמעס בײַ זײַ
- אײנס, צװײ, דרײַ
,גלױבן מיר געטרײַ
,װאַרטן מיר און האָפֿן
- װאָס דו האָסט אונדז פֿאַרשפּראָכן
!עם ישׂראל חי
eyns, tsvey, dray -
ven veln mir zayn fray?
hungerik, borves, opgerisn,
fun tate-mame gor nisht visn -
got! vi tut dos vey.
eyns, tsvey, dray -
der tog vil nisht farbay,
shlepn tsigl, breter, shteyner
un fun toyte mentshn beyner.
got! vi tut dos vey.
eyns, tsvey, dray -
her tsu mayn geshrey,
fun umbakante masn-kvorem,
kleyne kinder fun khadorem,
on mames bay zay.
eyns, tsvey, dray -
gloybn mir getray,
vartn mir un hofn,
vos du host undz farshprokhn -
am Yisroyl khay!
Meine Übertragung:
Das Lied vom Barackenbauen
Eins, zwei, drei-
Wann nur sind wir frei?
Hungrig, barfuss, abgerissen,
Mamme, Tate, wer kanns wissen,
Gott, wie tut das weh.
Eins, zwei, drei-
Der Tag geht nicht vorbei,
Ziegel schleppen, Bretter, Steine,
Tote, menschliche Gebeine,
Gott, wie tut das weh.
Eins, zwei, drei-
Hörst du meinen Schrei
Von unbekannten Massengräbern
Und von toten Kinderleibern,
Mutters Kind dabei.
Eins, zwei, drei-
Glauben wir getreu,
Warten wir und hoffen,
Was du uns versprochen hast –
Nach Israel ans Kai.
4 Kommentare:
…anrührend das Schicksal… (Das Kommentieren fällt mir verdammt schwer, aber möchte Dir ein Zeichen geben, dass ich das Gedicht gelesen habe… Und man soll solche Texte immer wieder lesen, und man soll immer wieder ein Zeichen geben, dass man sie gelesen hat.)
Um so mehr danke ich Dir für dieses Zeichen. Auf
http://www.paul-spinger.de/pw/pw.php?page=treasures-sub1
findet sich mein Projekt, das versucht wesentliche Teile der jiddischen Lyrik zugänglich zu machen, was Dir vielleicht schon aufgefallen ist.
Liebe Grüße
Ich möchte mich Miro anschließen. Mich berührt sehr, dass das eigentlich Unbeschreibliche von einem - dem Alter nach - Kind festgehalten wurde, ja.
Liebe Grüße
Claudia Jo.
Danke Claudia für Deinen Kommentar. Dieser Hinweis von Dir ist wichtig.
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