Bild: Ernst Ludwig Kirchner, Berliner Straßenszene, 1913, (wikicommons.org)
Großstadtimpressionen
Halb vergeht der Tag mit träumen,
Zweite Chancen knapp versäumen,
Eine nächste Zigarette
Hängt ganz lässig schief im Munde.
Endlich kommt die blaue Stunde,
Und der Tag legt sich zu Bette.
Noch ist keinerlei Gefahr. -
Der Espresso an der Bar
Schmeckt wie eingeschlaf’ne Füße.
Neonlichter gehen an,
Draußen kreischt die Straßenbahn
Und die Nacht bringt ihre Süße.
Giftig ist sie wie Absinth.
Hohles Treiben das verrinnt,
Wie ein Regenguss im Schacht,
Eine Stadt dreht sich im Kreise,
Alles brodelt, nichts ist leise.
Eine Bordsteinschwalbe lacht,
Die am vollen Tresen zecht,
Und ihr Lachen ist so echt,
Wie die elend langen Wimpern.
Auf den Straßen wird es leer,
Und ich hör von ungefähr
Einen Pianisten klimpern.
Diesen Abend in der Stadt,
Hab ich über, hab ich satt.
Wann fährt endlich meine Bahn?
Dieses Leben im Gewimmel
Ist mir Hölle oder Himmel,
Aber immer nur ein Wahn.
2 Kommentare:
Ja, ob Hölle oder Himmel - wie soll man das immer unterscheiden? Vor allem, wenn es so kunstvoll gedrechselt dargestellt wird!
Liebe Grüße
Helmut
Herzlichen Dank!
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