Bild: Jules Bastien-Lepage, Der Bettler, 1880, (wikicommons.org)
Kleines Lied der Armut
Auf jeden März folgt ein April.
Bis zum September gibt’s nicht viel,
Dann soll man wieder heizen.
Doch wenn man keine Kohle hat,
Wie findet dann die Heizung statt?,
Mit Wärme muss man geizen.
So mancher fürchtet ein Geschwafel,
Und traut sich nicht zur nächsten Tafel,
Isst lieber schlechte Kost,
Dreht jeden Heller dreimal um,
Und sorgt sich krank, und leidet stumm,
Und dann, dann kommt der Frost.
Zehn Euro für den Arztbesuch,
Und das in meinem alten Tuch,
Das lass ich lieber bleiben.
Bald wird es kalt, dass Gott erbarm,
Ich mach es mir mit Wodka warm,
Der muss den Frost vertreiben.
Die Glotze läuft jetzt Tag und Nacht,
Damit zuhause etwas lacht,
Was soll man denn sonst machen!
Mit Wodka und dem Glotzophon
Ertrage ich das Leben schon. –
Doch einmal werd ich lachen.
Dann lach ich für die ganze Welt,
Und pfeife auf das viele Geld,
Die Glotze schmeiß ich weg.
Dann lebe ich nicht nur im Traum,
Und auch den Wodka brauch ich kaum,
Weil ich mich nicht versteck.
Schaut her, ich bin ein Habenichts,
Das sag ich lachenden Gesichts,
Ich kann es offen sagen.
Wenn niemand auf der Welt vergisst,
Dass nur das Leben Reichtum ist,
Dann will ich ´s gern ertragen.
2 Kommentare:
Lieber Paul,
ich habe unter meinen "Schätzen" auch ein "Lied der Armut":
Der Regen fällt in Tropfen
Vom Flieder in den Hopfen,
Vom Hopfen zum Jasmin.
Der Regen rinnt in Schnüren.
Mich heimlich zu verführen,
Zu weinen und zu knien!
Und göss er auch in Strömen,
Was kann er mir denn nehmen?
Er glättet nur mein Haar.
Und brächt' er alle Traufen
Der Welt zum Überlaufen,
Mein Herz bleibt still und klar.
Der Mond wird aus den Schlehen
Schon wieder auferstehen.
Was bin ich denn betrübt?
Ist hinter allen Dingen,
Die scheinbar nicht gelingen,
Doch Einer, der mich liebt?
Text: Silja Walter (aus: Die Fähre legt sich hin am Strand (c) by Arche Verlag AG, Zürich-Hamburg)
Liebe Grüße von Monika
Danke Monika, eine andere Art der "Armut"?
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