
Bild: Eugéne Ferdinand Victor Delacroix,
Dante und Vergil in der Hölle, (Dantebarke),
1822, (zeno.org)
Orpheus kehrt zurück
Trost eines Märchens
Dunkle nicht so vor dich hin,
Das ist keine gute Speise.
Irgendeinen tiefen Sinn
Hat bestimmt auch diese Reise.
Niemand kann aus Lethe trinken,
Ohne ewig zu vergessen.
Siehst du nicht das Fährboot sinken?
Du wirst nur Verzweiflung essen.
Viele Schatten werden kommen,
Seinen Untergang beweinen,
Auch die Guten und die Frommen,
Weil sie sich im Himmel meinen.
Nur der Sänger kehrt zurück,
Er vergisst nicht, er will singen,
Singt vom Leid und singt vom Glück.
Welche Lieder wird er bringen?
1 Kommentar:
...und der Sänger kehrt zurück,
immer wieder durch die Zeiten,
weil sein Herz nicht anders kann...
...sein Gedächtnis wird zur Kunde
...sein Gedächtnis wird zum Zeugnis
...sein Gedächtnis wird zum Testament
...sein Gedächtnis wird jenseits von Zahlen
und Daten und Ortsangaben
(armselig kahle Pfeiler von Geschichte)
das beschreiben, was die Seele erfühlt hat,
was Schmerz und Freude ertasten im Rückblick.
Wird den hungrigen Lauschern Befriedigung geben,
wird sie stillen die Sehnsucht
der Unwissenden,
wird dem Geschehen den Wert geben,
den, der alles enthält.
Singen, von Empfindungen,
von den seelischen Nöten und Trieben,
welche die Ränder der Existenz
abstecken, einzwängen, aushungern,
das, was sein Leben ausmacht’.
Und davon trank der Sänger bitteren Saft,
trank zu viel davon,
viel zuviel,
trinkt noch,
und leidet...
...leidet durch die Zeiten hinweg
und gibt uns Kunde...
Wie gut, dass es die Sänger gibt,
was wüssten wir denn, wenn uns versagt wäre
ihrer Stimme zu lauschen?
Liebe Grüße
Gabriele
Kommentar veröffentlichen