Bild: Matthias Claudius, Gemälde vermutlich von Friederike Leusching, um 1797, (zeno.org)
Matthias Claudius – Kriegslied - (Die kleine Kriegsfibel 8a)
’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
Und rede du darein!
’s ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht Schuld daran zu seyn!
Was sollt’ ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen,
Und blutig, bleich und blaß,
Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?
Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
Verstümmelt und halb todt
Im Staub sich vor mir wälzten, und mir fluchten
In ihrer Todesnoth?
Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor dem Krieg,
Nun alle elend, alle arme Leute,
Wehklagten über mich?
Wenn Hunger, böse Seuch’ und ihre Nöthen
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammelten, und mir zu Ehren krähten
Von einer Leich’ herab?
Was hülf’ mir Kron’ und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freun!
’s ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht Schuld daran zu seyn.
erschienen 1782 in: ASMUS omnia sua SECUM portans, oder Sämmtliche Werke des Wandsbecker Bothen, Vierter Theil. S. 89
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