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Eine Rilkeparodie
Das hat der gute eigentlich nicht verdient, denn er war ein begnadeter Lyriker mit Leib und Seele. Ganz bestimmt will ich ihn nicht lächerlich machen, das geht nämlich gar nicht. Hier nun sein Original:
Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Brief schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Meine Parodie dieses bekannten, wunderbaren Herbstgedichts:
Sommertag?
Herr, tut ´s dir leid? DER Sommer war nicht groß.
Dein Schatten lag stets auf den Sonnenuhren,
und viel zu oft warn auch die Winde los.
So viele Früchte können voll nicht sein,
es fehlen ihnen ja die vielen südlicheren Tage,
leg endlich los und jage
wenigstens etwas von der Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt zuhaus ist, der fährt nicht ans Meer.
Wer stets allein ist, will es gerne bleiben,
wird Fernseh schauen, Leserbriefe schreiben
und in den Supermärkten hin und her
unlustig sehn, wohin die Preise treiben.
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