Bild: Akseli Gallen-Kallela, Alte Frau mit Katze, 1885, (wikicommons.org)
Die alte Tante flucht
Was hat es für einen Sinn,
Fragte sich die alte Tante,
Wenn ich doch fast achtzig bin,
Und gab sich vergnügt die Kante.
Täglich, weil ´s die Werbung preist,
Trank sie mehr als nur ein Gläschen
Klosterfrau Melissengeist,
Und bekam ein Säufernäschen.
Irgendwann war es zu spät,
Und sie konnt‘ es nicht mehr lassen.
Da half nicht mal ein Gebet;
Sie begann das Zeug zu hassen.
Als die liebe Nichte kam,
Die sie selten nur besuchte,
Merkte diese voller Scham,
Dass die alte Dame fluchte:
„Die verdammte Teufelsfrucht:
Dieses Gläschen ist das achte.
Bin gefangen in der Sucht,
Weil ich mir dabei nichts dachte.
Wenn ich mir ein Gläschen gönnte,
Glaubte ich, das sei gesund,
Und dass ich ´s auch lassen könnte.
Ach, ich fühl mich wie ein Hund.
Ja, ich fluche und ich schwatze,
Aber dass ich Hilfe brauche,
Das weiß sogar meine Katze,
Und ich selber fühl ´s im Bauche.“
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