Gedichte und Gedanken zu allem und nichts. - Denke daran, dass die Rechte an all diesen Texten bei mir liegen.
Tagebuch - nicht nur meiner literarischen Arbeiten
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Freitag, 28. September 2007
Selbstredend
Bild: Marie-Luise Ebner-Eschenbach(Wikipedia.org)
Die Ebner-Eschenbach schreibt: "Solange man selbst redet erfährt man nichts." - Das ist nicht ganz richtig; man kann ja während des Redens sein Gegenüber beobachten, und erfährt dann wie das wirkt, was man sagt.
Dienstag, 25. September 2007
Zählen
Bild: wikipedia.org
Zählen
Immer wird alles gezählt,
Das Geld, und die Stunden, die Sachen.
Wir haben das selbst so gewählt,
Wir wollen es nicht anders machen.
Wir lernen zu lieben,
Dass die Schublade stimmt.
Doch wie man ´s auch nimmt,
Nur Zahlen sind übrig geblieben.
Montag, 24. September 2007
Oskar Pastior - Anagramm
Letztes Jahr verstarb dieser aus Siebenbürgen stammende Meister der Lautmalerei. Die Verleihung des Büchnerpreises an ihn hat er nicht mehr erleben können.
Glückssucher
Bild: wikipedia.org
Glückssucher
Was suchst du? Das Glück?
Du findest, oh ja du findest
Ein Hufeisen,
Ein vierblättriges Kleeblatt,
Und es begegnet dir
Der Kaminkehrer
Und ein Brautpaar.
Aber das Glück?
Nein!
Oder lag es
Vielleicht an der schwarzen Katze,
Die dir falsch begegnete?
Was suchst du?
Sonntag, 23. September 2007
Eine Weile will ich treiben
Böse Aphorismen schreiben,
Bis die Stube wieder lockt.
Danach will ich weiter denken,
Und mir neue Reime schenken,
Manchen hab ich schon verbockt.
Samstag, 22. September 2007
Nigel Kennedy, Vivaldi - Winter I
Manchmal ist der Winter besser als der Frühling. So auch in diesem Fall.
Ich Optimist
Bild: Wikipedia.org
Ich Optimist
Kann es das tatsächlich geben,
Dass die Menschen nur so leben,
Und nicht wissen, dass sie sind?
Dass sie niemals tiefer denken?
Nur die Glotze, nur die Schenken,
Fortgewehtes Laub im Wind?
Ich glaub nicht, dass das so ist,
Doch ich bin ein Optimist.
Meine Jahreszeit
Meine Jahreszeit
(für Anna Prismanova)
Die abgeernteten Felder,
Wo jetzt die Habichte kreisen,
Und abends die Raben
In Haufen hocken,
Entblößen das Land.
Der Wald hat sich
Seine Beleuchtung
Selber gewählt.
Am Spätnachmittag,
Wenn in der Windstille
Dich die Sonne blendet,
Spürst du gleich beides,
Sommer und Winter;
Der Frühling ist lange vorbei.
Freitag, 21. September 2007
Trauerwut
Meine Trauer verstecke ich gut,
Verbarg sie vor allem vor mir,
Und in meiner Trauer war immer die Wut,
Dass ich etwas aus mir verlier.
Wütend und zornig will ich nicht sein,
Weil es so oft zurückfällt auf mich.
Doch die Trauer in mir ist niemals allein,
Und drum bin ich wütend auf?
Beim Lesen von Max Frisch
nicht tarnen will? Das ist dann die Frage.
Donnerstag, 20. September 2007
joan baez
Diese Frau begleitet mich seit vierzig Jahren, und ich liebe sie, obwohl ich sie nie getroffen habe.
Mittwoch, 19. September 2007
Sehnsucht
Bild: Jan Vermeer, Die Perlenwägerin.(Wikicommons.org)
Sehnsucht
So wie sie mich haben wollen,
Will ich gar nicht sein.
Ich bleib bei den Sehnsuchtsvollen,
Und dann halt allein.
Oft ist ´s schön und oft ist ´s schwer;
Aber doch: es ist.
Wege gehen kreuz und quer.
Sehnsuchtslos zerfrisst.
Dienstag, 18. September 2007
Wieder eine Frage
Bild: Sonnenuntergang bei Göttingen (wikicommnons.org)
Wieder eine Frage
Es vergeht eine Zeit,
Die eine andere ist
In meinem Erinnern.
Sie bleicht die Farben nicht
Und vergeht nicht nach Stunden.
Dieses Rot am Abend und Morgen –
Das hundertfächrige Grün der Wälder.
Diese Zeit,
Womit nur zeichnet sie,
Dass nichts je verblasst?
Montag, 17. September 2007
Glauben und Wissen
Wenn jemand glaubt,
Was muss er dann schon wissen?
Er braucht nur ein Gewissen,
Das für den Glauben taugt.
Wenn jemand weiß,
Was braucht er dann zu glauben?
Er wird daran zwar schrauben:
Doch Zweifel ist der Preis.
Sonntag, 16. September 2007
Bewusste Analphabeten
Bild: Menzel, die Zeitungsleserin (wikipedia.org)
Bewusste Analphabeten
Oh, sie wissen, wie es geht,
Haben ´s mühevoll gelernt.
Doch vom Inhalt, der da steht,
Sind sie meilenweit entfernt.
Es reicht nicht, genau zu sehen,
Wie die Zeichen lauten sollen.
Um den Inhalt zu verstehen,
Muss man ihn auch lesen wollen.
Im Nachhinein
Foto: Anja Müller
Im Nachhinein
Es verlaufen viele Tage,
Bis ich selber recht verstehe,
Was ich schrieb.
Manchmal geht es mir recht nahe,
Wenn ich dann die Worte sehe,
Und was blieb.
Friedhofsbilder, Feuerwanzen,
Straßenschilder, Kinder tanzen,
Ruhige Plätze
Mitten in der Stadt.
Viele Sätze
Rau und glatt.
Samstag, 15. September 2007
Herbst kommt auch - Ein Liebesgedicht
Bild: Wikipedia.org
Herbst kommt auch - Ein Liebesgedicht
Schon ist der Himmel müde
Und will kein Licht mehr haben.
Er wendet sich der Erde zu;
Der Herbst greift in die Saiten.
Die alten Wassertröge,
Wo sich die Pferde laben,
Begraben in der Blätterflut.
Herbst.
Die Orgie an Farben,
Die hat er schon begonnen.
Den Nebel
Hält er noch zurück.
Vom Sommer stiehlt er sich
Den warmen Nachmittag,
Und schenkt uns
Einen ruhigen Kerzenabend.
Eine Null
Donnerstag, 13. September 2007
Sorry
Freunde, seid mit mir geduldig,
Wenn die Lyrik mit mir spricht.
Manchmal fühle ich mich schuldig,
Denn ich bin es häufig nicht.
Mittwoch, 12. September 2007
Warum? Darum!
Wo ich bin, da will ich sein.
Warum bin ich hier allein?
Auf den eingefahrnen Wegen,
Kann ich mich nur schwer bewegen;
Und ich will von mir so viel,
Warum ist mein Weg mein Ziel?
Darum.
Wie rum, Warum!, ist kein Spiel.
Kluge Kinder fragen viel.
Darum.
Fragen brauchen keine Worte;
Es gibt sie an jedem Orte.
Antwort geben ist oft leicht,
Fragen nicht!, denn das erreicht
Mehr als nur ein halbes Ohr,
Und kommt viel zu selten vor.
Warum?
Darum!
Dienstag, 11. September 2007
Aschenputtel
Bild: Wikipedia.org
Aschenputtel
(nur für Märchenkenner)
Willst du mit mir Erbsen zählen?
Hör! Es könnt ja eine fehlen,
Und dein wunderschönes Köpfchen
Guckt nicht nach im Taubenkröpfchen.
Puttel hier, die Asche da?!
Aschenputtels Großmama
Hätt` den Herd nicht angefeuert,
Denn das Holz war überteuert.
Montag, 10. September 2007
Ein Fußpflaster
Meine alten Wanderwege
Musst du gar nicht von mir wissen.
Alte Narben, die ich pflege,
Liegen ruhig auf dem Gewissen.
Sag, was lässt dir keine Ruh?
Aber heute, hier und jetzt!
Komm erzähl, wo drückt der Schuh?
Hat ein Steinchen dich verletzt?
Sonntag, 9. September 2007
Gehirnwäsche
Wollte meine Seele waschen,
Aber, leider, sie zersprang.
Seither trag ich in den Taschen
Seelenleim den Weg entlang.
Denn die Wege, die ich gehe,
Brauchen meine Seele rein,
Doch die ganze; und ich stehe
Hilflos da, mit meinem Leim.
Samstag, 8. September 2007
Luciano Pavarotti - La Donna È Mobile
Pavarotti ist tot. Er starb mit 71 Jahren. Hier aus Rigoletto von Verdi die berühmte Arie.
Das Museum
Schöne Dinge mag ich gerne,
Nicht zum Haben und Bewachen.
Gerne seh ich aus der Ferne
Hunderttausend schöne Sachen.
Mein Museum ist die Welt:
Mir gehört, was mir gefällt.
Freitag, 7. September 2007
Menschenbürde
Meine allerschwerste Bürde
Ist wohl meine Menschenwürde.
Immer muss ich neu erfahren:
Sie lässt sich ganz schwer bewahren.
Wenn ich falle, fällt sie mit;
Oft, ach oft, halt ich kaum Schritt,
Weiß oft gar nicht, was sie meint,
Und bin dann ihr größter Feind.
An meine Muse
Der Tag geht zur Neige,
Das Wachsein noch nicht.
Der Mond nimmt jetzt zu, wird bald rund.
Ich bitte dich, zeige
Mir doch dein Gesicht,
Und deinen manchmal etwas schnippischen Mund.
Was lästerst du, Schöne?
Es ist gar nicht spät,
Die Vögel sind lange nicht wach.
Ich glaub, ich gewöhne
Mich dran, dass es geht,
Und bleibe allein unterm Dach.
Faust - Mephisto über das geistige Band
Aus aktuellem Anlass (heute geht mein Workshop Faust weiter) dieser kurze Trailer mit Gustav Gründgens und einem sehr jungen Will Quadflieg als Schüler.
Donnerstag, 6. September 2007
Du und ich
Was du mir sagst, das hilft mir nicht. -
Mir hilft es, dass du mit mir sprichst.
Mein Gegenüber, dein Gesicht,
Setzt alles in ein andres Licht.
Nur immer ich, und ich allein,
Bringt als Ereignis keine Ruh.
Ein jedes Ich ist furchtbar klein,
Hat es nicht ab und zu ein Du.
Dienstag, 4. September 2007
Das Paradies
Foto: Anja Müller
Das Paradies
Tu dem Paradies nicht weh!
Es will nicht erfunden werden.
Wenn ich deine Träume seh,
Nicht im Himmel, hier auf Erden,
Dann ist jede schöne Zeit
Eine kleine Ewigkeit.
Mach kein Paradies kaputt!
Es gibt davon tausend Sorten,
Manches Mal sogar im Schutt,
Manchmal in ganz kleinen Worten;
Denk daran im Hier und Jetzt,
Wenn du deine Worte setzt.
Nachtreise
Foto: Anja Müller
Nachtreise
Schon wieder ist es fast halb zehn,
Die Nacht war lang;
Das ist der tiefe Sinn, den ich ihr gebe.
Ganz vieles war so schwierig und so schön,
Mir war fast bang. -
Ich bin so froh, dass ich in meinen Welten lebe.
Wie gern, so gern nähm` ich dich mit.
Auf meinen Reisen wärest du die Freundin, der Gefährte.
Wir fänden mehr, als ich alleine finde.
Doch sei entschlossen, halte Schritt,
Und traue nicht! Denn oft ist auch das alt bewährte
Ganz ohne Inhalt und nur schale Rinde.
Montag, 3. September 2007
- - -
Die Sprache ist mir nie zu scharf,
Und wenn ich ein Gedicht verwarf,
Dann nicht aus Furcht vor dem Gefecht,
Ich fand es dann ganz einfach schlecht.
Schreibwut
Die neuen Zeilen, die ich schreib,
Die drehn sich rum in Kopf und Leib;
Sie sind nicht für die breite Masse,
Und haben ihre eigne Klasse.
Ganz vieles kommt nur aus dem Bauch,
Das schreib ich auch.
Wenn sich bei mir die Schreibwut staut,
Hab ich so vieles nur geklaut.
Ich will das Rad nicht neu erdenken,
Und vieles kann man sich auch schenken.
Dass ich die Dichter trotzdem brauch,
Das schreib ich auch.
Sonntag, 2. September 2007
Mitlachen
Sind im Schrank nicht alle Tassen,
Und so manche Schraube locker,
Dann lebt es sich ruhig gelassen
Immer lustig weg vom Hocker.
Viele Sprüche muss ich hören,
hab ich etwas falsch gemacht.
Warum sollte mich das stören?
Da wird einfach mitgelacht.
Warten
Noch seh ich auf den Stoppelfeldern
Die Krähenschwärme nicht.
Nur leise, leise Nebelschwaden in der Frühe,
Und die Kastanienbäume schminken sich.
Noch früh ist ´s im September.
Wenn später dann die Blätter fallen,
Wird ´s wärmer sein.
Samstag, 1. September 2007
Verstanden?
Manchmal ist es schon die Frage,
Ob du das hörst, was ich sage,
Oder was du hören wolltest,
Und nicht, was du hören solltest.
Doch beim Lesen geht das nicht,
Und schon gar nicht beim Gedicht.
Kommt dir da der Sinn abhanden,
Hast du es auch nicht verstanden.
Die Nacht brennt
Bild: Wikicommons.org
Die Nacht brennt
Wenn die Nacht brennt
Sind die Jungen auf den Straßen. -
Ich zähl mich nicht mehr zu den Jungen.
Wenn die Nacht brennt,
Sind ´s die Alten, die das Jungsein oft vergaßen. –
Ich zähl mich noch nicht zu den Alten.
Wenn die Nacht brennt,
Ist ´s bei mir ein Kerzenlicht,
Der heiße Tee,
Das süße Sehnen,
Weil die Nacht brennt.
Septembermond
Bild. Wikicommons.org
Septembermond
Jetzt, wo es früher dunkel ist,
Grüß ich dich, Septembermond.
Freundlich bist du, gar nicht trist,
Und ein Nachtspaziergang lohnt.
Diese noch nicht kalten Nächte,
Wenn schon leicht der Herbst sich zeigt,
Liebe ich so sehr und möchte,
Dass der Winter lang noch schweigt.