Tagebuch - nicht nur meiner literarischen Arbeiten

Verleger gesucht!

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Willkommen bei meinen Worten und Gedanken. Schreibt mir, wenn ihr etwas dazu meint. Meine E-Mail Adresse:
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Freitag, 30. November 2007

Mit den Wölfen geheult


Bild. wikicommons.org

Mit den Wölfen geheult


Du bist wieder fremdgegangen,
Einfach so, ganz ohne Scheu;
Wolltest schnell ans Ziel gelangen,
Warst dir selber nicht mehr treu.

Fremd gehn meint, auf fremden Wegen,
Die du schlecht, fast gar nicht, kennst.
Doch wie kannst du dich bewegen,
Wenn du in die Irre rennst?

Stolperst nur durch fremde Welten,
Stolpern, ja, das kennst du schon!
Mit der Masse gehst du selten,
Und das Fremdsein ist dein Lohn.

Weihnachtsstollen


Bild: Wikipedia.org

Beschwerde über Weihnachtsgebäck

Das Beste an der Weihnachtszeit
Sind Gebäck und Mandarinen.
Aber was zum Himmel schreit,
Ist Stollen voller Sultaninen!

Gerne ess ich süßen Stollen,
Aber nicht mit Orangeat!
Und was die Rosinen sollen,
Wer das bloß erfunden hat?

Donnerstag, 29. November 2007

Keine Wettervorhersage



Bild:zeno.org
Keine Wettervorhersage

Das Wetterfröschlein auf der Leiter,
Es wollte hoch und kam nicht weiter.
Das Fröschlein fand das gar nicht heiter,
Und fand es darum viel gescheiter
Mit einem Satz hinauf zu hüpfen,
Und so dem Glase zu entschlüpfen

Wünsche zum 1. Advent


Bild:wikicommons.org


Wünsche zum 1. Advent

Beschwört sie nicht, die Weihnachtszeit!
Der Friede ist nur aufgesetzt;
Es gibt sie nicht, die Einigkeit;
Ihr habt sie tausendmal verletzt.

Fast alles dreht sich nur ums Kaufen,
Und euer Stress ist der Konsum.
Ihr werdet wieder fressen, saufen,
Es geht euch nicht um Christi Ruhm.

Ich wünsche euch, dass ihr vielleicht,
Sei ´s nur ganz kurz, mal Ruhe findet,
Denn damit wäre dann erreicht,
Dass ihr den Brauch - und euch -  nicht schindet.

Buchbesitz


Bild. Juan Gris, 1915, (zeno.org)

Buchbesitz

Ein Buch kann dir nur dann gehören,
Wenn du es auch gelesen hast.
Wohl kann sein Aussehn dich betören,
Wenn ´s in deine Regale passt,

Doch wirst du nichts von ihm erhalten,
Wenn du vom Inhalt gar nichts weißt.
Du wirst ein Buch nur dann behalten,
Wenn du ihn kennst, den innern Geist.

Mittwoch, 28. November 2007

Dämmerung im Wald


Bild: Georg Oeder, Dämmerung, 1890 (zeno.org)

Dämmerung im Wald

Es liegen die silbernen Streifen
Auf einem verwunschenen Wald.
Die Märchen lassen sich greifen,
Die Elfen flüstern: „Bis bald.“

Verträumt dann zurück in den Straßen
Ist alles wie `s sonst immer war. -
Warum wir die Märchen vergaßen?
Wir fürchteten ihre Gefahr.

Unglück der Steine


Bild: Hohe Steine bei Wildeshausen (wikicommons.org)

Unglück der Steine

Zwei Steine lagen herum,
Sie lagen nur da, ganz stumm.
Sie waren, wie immer, träge,
Und lagen nur so am Wege.
Da hat sie ein Hammer zerschlagen,
Sie mussten ´s wie Steine ertragen.

Dienstag, 27. November 2007

Traumwecker werden


Bild: Jean Auguste Dominique Ingres,
Die Lieder des Ossian, um 1812, (wikicommons.org)

Traumwecker werden

Lass die Träume nicht im Bett!
Nimm sie mit auf deinen Wegen.
Doch verkleide sie adrett,
Denn sie sollen sich bewegen,

Unter Menschen und Gedanken,
Uns ins Reich der Träume führen,
Denn sie überwinden Schranken,
Und sie kennen keine Türen.

Träum am Tag, nicht nur bei Nacht!
Wirklichkeit ist für Idioten;
Zukunft wird aus Traum gemacht,
Träume sind die ersten Boten.

Erfahrung des Schreibens


Bildkomposition von Anja Müller

Erfahrung des Schreibens

Dass ich schreibe ist klar,
Niemand weiß warum.
Es ist offenbar
Ein Mysterium.

Was so zu mir fließt
Hat nicht Endlichkeit.
Alles Leben liest,
Wird zu meiner Zeit

Montag, 26. November 2007

Wege erschließen


Bild:Waldweg im kleinen Deister.Foto:Anja Müller

Wege erschließen

Du erschlägst mit letzter Kraft
Die bewährten Illusionen,
Und kaum hast du das geschafft,
Fragst du dich, wo soll ich wohnen.

Denn du wohnst in einer Welt,
Die den meisten gar nichts sagt,
Und für diese Menschen zählt,
Nur, was man nicht hinterfragt.

Sich gar selbst zu hinterfragen
Halten sie für Überspann.
Selbst muss ich mir darauf sagen,
Dass ich gar nicht anders kann.

Graupel Igitt


Bild: Anja Müller

Graupel Igitt

Heute sind die Graupelschauer
Nicht nur kurz, sie sind von Dauer.
Vor zwei Tagen war dagegen
Dieses weiße Zeug noch Regen.

Das sieht nicht gemütlich aus,
Darum bleibe ich im Haus.

Gammelsonntag


Bild.wikicommons.org

Gammelsonntag

Halt gibt meine Kaffeetasse,
Wenn ich mich so treiben lasse.
Irgendwo bin ich gewesen,
Habe irgendwas gelesen,
Und, das musst du nicht verstehen,
Einen Krimi halb gesehen. –
Solche Zeiten hab ich auch,
Das ist gut für meinen Bauch.

Sonntag, 25. November 2007

Totensonntag

Totensonntag

Es fällt ein großer Regen
Auf meine kleine Stadt.
Sie wird sich nicht bewegen,
Träge, novembermatt.

Ein letztes großes Wetter,
Noch vor der Winterzeit.
Die Stadt braucht keine Spötter,
Und ist schon längst bereit.

Wenn man seine Ruhe möchte


Bild: Theophile Alexandre Steinlen, 1913 (zeno.org)

Wenn man seine Ruhe möchte
(von 1989 - Neufassung)

Meine Freundin schläft ganz leicht,
Und ich möchte sie nicht wecken.
Doch die eine Decke reicht
Nicht um beide zuzudecken.

Leise steh ich auf und gehe
In die kalte Küche runter.
Das Geschirr, das ich da sehe,
Macht mich schließlich beinah munter.

Viele Gläser, leere Flaschen,
Irgendeinen gibt es immer,
Der muss in die Teller aschen.
Letztes Mal war es noch schlimmer.

Doch ich such nur eine Decke,
Will zurück in meinen Hafen,
Hoff, dass ich die Frau nicht wecke,
Denn ich möchte weiterschlafen.

Sie ist wach und sitzt am Bette,
Fragt, wo ich gewesen sei,
Möchte eine Zigarette:
Mit der Ruhe ist ´s vorbei.

Samstag, 24. November 2007

Stadtburger


Bild. Wikicommons.org

Stadtburger

Wenn du in der Stadt voll Hast.
Manchmal richtig Kohldampf hast,
Treibt die Handyamplitude
Dich zur nächsten Burgerbude.

Du beguckst den teuren Fraß,
Denkst: „Bedienung, komm gib Gas.“
Endlich dran, nimmst du vor Schreck,
Irgendwas mit Cola- Mac.

Handys klingeln unterdessen,
Du hast keine Chance zum Essen.
Nein, das wird dir nicht gelingen,
Kannst das Zeug nur runter schlingen.

Du fühlst dich dann fett, nicht satt,
Wie die Menschen in der Stadt,
Die ganz schnell zur S-Bahn hasten,
Und zu Hause erst mal rasten.

Die Schatten und die Satten


Bild: Anja Müller

Die Schatten und die Satten

Die Schatten lob ich mir;
Es gäbe sie nicht, wär da kein Licht. -
Die Satten mag ich nicht,
Sie stehlen mir das Lächeln vom Gesicht,
Und sind nur satt.
Sie werfen keinen Schatten.
Die ganze Stadt
Erdröhnt durch das,
Was sie schon hatten.

Sie wollen nichts, die Satten.
Nicht mal von sich,
Sie jammern nur. -
Sie fraßen selber ihren Schatten
Und klagen ärgerlich,
Und dumm und stur,
Dass sie schon alles hatten.

Die Heringsklage


Bild: Jean-Baptiste Simeon Chardin, Der Rochen,
1728, (zeno.org)

Die Heringsklage

Dem Hering war es gelungen, der Frau des Fischers einen großen Kochtopf abzuschwatzen. In dem ließ er sich, in Meerwasser liegend, zum Parlament der Tiere tragen. Hoch erfreut setzte Reineke der Fuchs den Topf sogleich aufs Feuer, und freute sich auf ein leckeres Mahl. „Halt! Was ist denn das?“ fragte Markart der Häher.
Im Maul des Herings hatte er nämlich einen Zettel erspäht, der die Klage der Herings enthielt, noch nicht einmal für eine Fabel gut genug zu sein. – Ratlos sahen sich die Tiere an, während sie den leckeren Fisch verspeisten. „Jetzt ist es eh zu spät“, meinte Hinze der Kater, und putzte sich genießerisch seinen Schnurrbart.

Vor der Kunst


Bild: Rembrandt Harmensz van Rijn,
Der Philosoph, 1633, (zenor.org)

Vor der Kunst

Wenn du Farben haben willst,
Muss das weiße Licht sich brechen.
Womit du deine Augen stillst:
Nur ein künftiges Versprechen.

Lerne sehen, eh du malst;
Lern das Lesen, eh du schreibst.
Diesen kleinen Preis bezahlst
Du, wenn du am Leben bleibst.

Mondlicht


Bild: Anja Müller

Mondlicht

Die Wissenschaft erklärt es mir, das Licht.
Wellen und Strahlen und Teilchen.
Zeit und Geschwindigkeit,
Raum, Materie und Energie.
Jedoch
Was ist damit schon erklärt?
Nicht eine einzige Empfindung!

Die Biologie erklärt es mir, das Licht.
Die Psychologie,
Die Medizin, die Religion,
Sogar die Esoterik versucht es.

Und alle
Geben sie mir ihren Teil
An Erklärungen.
Nichtssagend.

Dann
Wende ich mich wieder
An Hölderlin,
Und verstehe alles.

Donnerstag, 22. November 2007

Rotkäppchen heute



Bilder:wikicommons.org

Rotkäppchen heute

Im Wald begegnete Rotkäppchen dem ziemlich hungrigen Wolf. „Hau jetzt bloß nicht ab. Ich habe seit Tagen niemanden mehr gefressen, und für Verkleidungsspiele fehlt mir jede Geduld.“ „Du blödes Vieh glaubst, dass ich mich einfach so von Dir fressen lass? Ha, du bist doch zu dumm.“
Rotkäppchen nahm die Flasche mit dem Rotwein, die für die Großmutter gedacht war, und schlug sie dem Wolf auf den Schädel. Der machte sich schleunigst auf und davon.
„Das war zu Zeiten der Brüder Grimm noch ganz anders“, jammerte er vor sich hin. „Hm! - Aber diesmal bin ich besser davongekommen, als mein Urgroßvater damals.“

Einem Freund ins Stammbuch


Bild: Eintrag von Friedrich Hölderlin ins Stammbuch
von Johann Camerer, Jena 1795 /(wikipedia.org)

Einem Freund ins Stammbuch

Du wirst nicht leben,
Wenn du bei dir bleibst.
Der Mund oft voll, das Herz geschlossen.
Du könntest geben,
Eh du weiter treibst.
Dein Protokoll sind leere Possen.

Es ist nicht so,
Dass du ´s nicht weißt.
Dein Wissen könnte ganze Bände füllen,
Und brennt wie Stroh.
Der ganze Geist
Kann dir dich selber nicht enthüllen.

Fang nicht da an,
Wo du schon hundert Mal gescheitert bist,
Bei dir.
Und wenn du dann,
Ganz ohne Protokoll und ohne Frist,
Nicht auf Papier,
Durch anderes dich neu zusammensetzt,
Dann weißt du, was du tun kannst: JETZT.

Wettervorhersage


Bild: Wetterfrosch (europäischer Laubfrosch, wikipedia.org)

Wettervorhersage

Das einzige das wir mit Sicherheit wissen ist, dass es am 30. Februar nicht schneit.

Vollmond im November


Bild: Lovis Corinth, Gebirgslandschaft bei Vollmond, 1918 (zeno.org)

Vollmond im November

Guter Mond, geht sonst so stille,
Wie es in dem Liedchen heißt.
Diese riesige Pupille,
Die so mancher Dichter preist,

Schweigt heut auch. Der gute Mond,
Kann noch keinen Frost vertragen;
Und der Mann, der auf ihm wohnt,
Der hat nie etwas zu sagen.

Mittwoch, 21. November 2007

Nicht nur Hexen


Bild: D. Teniers, Hexenszene, um 1700, (wikicommons.org)

Nicht nur Hexen

Da wo meine Geister wohnen,
Wohn ich auch, nicht ich allein.
Viele Elfen und Dämonen
Sollen ja auch bei mir sein,
Nicht nur Hexen ohne Besen,
Sondern echte Zauberwesen.

Echte Verkleidung

Echte Verkleidung

Lieder wie Samt und Seide,
Weich wie verchromtes Metall
Hör ich, wenn ich mich verkleide,
Verkleide mich fast überall.

Mäntel aus Hadern und Lumpen
Hab ich zu hause im Schrank,
Will die Kostüme nicht pumpen,
Ohne sie fühl ich mich krank.

Dienstag, 20. November 2007

Novemberfalter


Bild: Alexander A. Osmerkin, Anna Achmatowa,
 (wikicommons.org)

Novemberfalter
(beim Lesen der Achmatowa)

Nicht zum ersten Mal
Seh ich den Novemberschmetterling,
Diesen unmöglichen Falter,
Unzeitgemäß,
Und nicht so bunt.

Er stürzt sich nicht
In die Kerzenflamme,
Denn
Da er im November fliegt,
Ist er klug.

Kleines Tierchen
Der vergessenen
Zeitlichkeit.

Montag, 19. November 2007

Immer sind wir da

Immer sind wir da

Immer sind wir da, wo wir gewesen sind.
Ein Blatt, eine Melodie,
Ein Lächeln führt uns zurück.
Manchmal wehmütig,
Manchmal wohlig eingekuschelt
In den Zauber der Erinnerung,
Sind wir da.

Wir wissen,
Dass es ganz anders war,
Und es stört uns nicht,
Denn immer sind wir da,
Wo wir gewesen sind.

Lautloses Gespräch

Lautloses Gespräch

In den schweren Wintermantel
Warm und sicher eingehüllt,
Wege, die sich schwer erschließen,
Ständig ändert sich das Bild.

Eine Rast mit Zigarette,
Lautes Schweigen, das erfüllt,
Eine weg geworfene Gazette,
Immer neu das alte Bild.

Mozart im Stadtpark


Mozart im Stadtpark

Ganz verzaubert hör ich zu,
Hab das heute nicht erwartet;
Brauche keinen Zauberschuh. -
Was ist da denn abgekartet?

Die Musik erklingt von irgendwo,
Irgendjemand muss sie spielen.
Nicht sehr heiter, aber froh. -
Nein, der Spieler will nicht zielen.

Rettet den November

Rettet den November!

Es ist eindeutig! Die Herrschenden haben etwas gegen den November, und wollen ihn wahrscheinlich abschaffen.
Angefangen haben die Nazis. Als die deutschen Soldaten endlich 1918 den ersten Weltkrieg beendet hatten und die Monarchie abschafften, wurden sie von den Nazis (und nicht nur von ihnen!) als Novemberverbrecher beschimpft. Und natürlich haben die Nazis zum Auftakt ihrer systematischen Judenermordung den November gewählt, und die „Reichskristallnacht“ veranstaltet.
Das setzt sich dann aber fort, von wegen „Demokratie“! Da meinten wir, dass der Tag des Mauerfalls eigentlich ein guter Tag für den Nationalfeiertag wäre; aber nein, der lag ja im November. Gefragt hat uns da keiner.
Und schließlich haben sie den einzigen Feiertag im November, den Buß- und Bettag auch noch abgeschafft. Kein Wunder, dass es im November immer trüb und finster ist.
Übrigens: Die Gänse finden den 11. November auch nicht so toll.

Sonntag, 18. November 2007

Das Gleichnis von der Fichte und den Eichen


Bild: Eugen Bracht, Eichen im Schnee in Sonne,
1911, (zeno.org)

Das Gleichnis von der Fichte und den Eichen

Die junge Fichte sagte zu den Eichen: „Ich verstehe nicht, wie ihr im Herbst immer alle Blätter fallen lasst. Ist euch denn nicht kalt im Winter?“ „Kalt wird es schon“, antworteten die Eichen. „Aber wie scheußlich würden wir aussehen, wenn zwischen den schneeverzuckerten Ästen und Zweigen grüne und braune Blätter blinken würden!“ Und dann, als die Fichte nicht mehr zuhörte untereinander. „Etwas anderes versteht diese Fichte ja sowieso nicht.“

Herrgott, noch mal!


gefunden auf:http://www.kunstsam.de

Herrgott, noch mal!


„Gott verzeihe dir“, sagt sie. –
Ach, das tut der Kerl ja nie!
Wenn er mich gefunden hätte,
Wäre es auch nicht der nette,
Alte Herr mit weißem Bart,
Der die Enkel um sich schart.

„Lieber Gott!“, das sag ich auch,
Aber das ist halt so Brauch.
Doch ich bitte dich, verschon
Mich mit deiner Religion.
Ich kenn hunderte von Geistern,
Und die muss ich erst mal meistern.

Samstag, 17. November 2007

Friedhofsspaziergang


Bild: Auf dem Friedhof in Springe, Foto:Anja Müller

Friedhofsspaziergang

Jetzt wo nicht Blätter
Die Blicke auf das Denkmal trüben
Find ich hier jede Menge Ruhe,
Trost.

Dann dieses rauchige Geschöpf,
So angegraut
Wie der Novemberhimmel.
Und das Gesichtchen
Lächelt alle Trauer.

Fabel: Storch und Kranich sind schon weg


Bild: Gustav Klimt, Fabel, 1883 (zeno.org)

Fabel: Storch und Kranich sind schon weg

Alles war für den Winter vorbereitet. Ein großer Stapel Brennholz lag vor der Königshöhle, und an vielen Plätzen war genug Futter vergraben, so dass der große Schnee kommen konnte.
Nobel der Löwe ging mit seinen Ratgebern noch einmal alle Plätze ab und konnte keine Fehler finden. Zufrieden war er aber nicht. Mit seinen Ministern Grimbart und Meister Petz setzte er sich vor die Höhle und sprach: „Es ist jedes Jahr das gleiche. Alles ist auf das Beste vorbereitet, und doch kann ich nicht zufrieden sein. Kaum dass die Vorräte angelegt sind, verschwinden Adebar der Storch und Lütke der Kranich und bleiben bis zum Frühjahr weg. Immer habe ich das Gefühl, dass sie uns nicht vertrauen oder dass wir nicht genug getan haben.“ „Aber die waren doch im Winter noch nie da“, sagte Hinze der Kater. „Das ist es ja gerade“, sagte Merkenau die Krähe.

Wiener Schnitzel


Bild: wikipedia.org

Wiener Schnitzel

Die klein zerhackten Kälber werden wir verspeisen,
Wenden das Zeug zuvor im Mus von nicht gebor´nen Flügeltieren.
Wir führen es zum Mund mit Werkzeugen aus Eisen,
Nicht mit den Händen, weil wir uns da zieren.

Freitag, 16. November 2007

Glück oder so

Bild: Dante Gabriel Rossetti, Das Glück erscheint Taurello zum ersten Mal, 1849, Tate Gallery London, (in Anspielung auf ein Gedicht von A. Pope ((Sorello))),( zeno.org)
Glück oder so

Also, was das Glück betrifft,
Das wir viel zu selten haben,
Glaube ich, es ist bekifft,
Und zählt zu den weißen Raben.

Oder mein` ich gar nicht Glück?
Doch, wie soll ich es benennen?
Wär ´s vom Paradies ein Stück,
Möchte ich es gar nicht kennen.

Philologie

Philologie

Weil so mancher Philologe
Echte Lyrik nicht begreift,
Macht er sich die Kataloge,
Auf die er sich dann versteift:

Es gibt Jamben und Trochäen,
Daktylus ist auch dabei,
Jetzt erst schwierig zu verstehen,
Jene alte Reimerei.

Märchenerde kryptisch




Märchenerde kryptisch


Was ein Kind weiß kannst du nicht mehr wissen,
Gehörst zur Erde. – Sie gehört dir nicht.
Die Nabelschnüre sind schon lang zerrissen.
Du hörst es kaum noch, wenn die Erde zu dir spricht.

Auf, dass wir wieder wie die Kinder werden!
Die alten Märchen sollen uns noch mal betören,
Durch deine Hände rinnen die verschied´nen Erden,
Und du kannst mehr als nur die alten Märchen hören.

Donnerstag, 15. November 2007

Neues aus der Fabelwelt


Bild: Reineke der Freiheitskämpfer (wikicommons.org)

Neues aus der Fabelwelt

Endlich war im Tierreich die Monarchie abgeschafft worden. Der altersschwache Löwe zog sich grollend in seine Höhle zurück, und die Tiere faßten eine Reihe von Beschlüssen: Niemand mehr sollte ohne die Zustimmung der Mehrheit gefressen werden dürfen, und jeder sollte frei seine Meinung sagen können.
Da schlossen sich Grimbart, Isegrim und Reineke zusammen und gründeten die Partei der tierfreundlichen Frischfleischfresser. Sie wollten auch in Zukunft einen guten Happen bekommen können. Und weil sich alle Pflanzenfresser nicht einigen konnten, setzte sich die Partei der Frischfleischfresser durch, und für den Hasen, das Reh und die Schafe blieb alles beim Alten.

Lifestile

Kleinanzeige in der Zeitschrift: "Schneller Wohnen":

Tausche unausgegorenes Gewissen mit leichten Schmauchspuren gegen die Vermittlung eines seriösen Auftragskillers. Gerne mit Referenzen von Siemens, Deutscher Bank, o.ä.
Zuschriften bitte an: Freundeskreis der SPD, Südhessen oder Sauerland

Mittwoch, 14. November 2007

Auf dem Weg Ins Schloss am 14. November


Bild: Franz Marc, Komposition III
, 1914, (wikicommons.org)

Auf dem Weg
Ins Schloss am 14. November


Ganz seltsam fühlt sie sich an,
Die alt bekannte Fahrt,
Wie wenn ich im Aufbruch wäre.

Ich denk dran, wie es begann,
Und tu das auf meine Art,
Und ohne dass ich´s  mir erkläre.

Gedanken, Gefühle und dann?
Etwas Neues regt sich ganz zart,
Das ist keine leere Chimäre!

Vielleicht bald, vielleicht auch irgendwann,
Wenn der Himmel sich deckt oder klart,
Ist das mehr, als nur so Atmosphäre.

Wolke Nummer Sieben


Bild: Hiroshige Utagawa, Schnee am Abend,
 1833 (wikicommons.org)

Wolke Nummer Sieben

Wenn die Wolke Nummer Sieben
Ausgeregnet ist
Ist sie nicht mehr da.
Aber
Sie war auch nur ein Wolkengebilde
Ein märchenhaftes.

Irgendwann wird
Die neue Wolke Nummer Sieben
Ganz plötzlich,
Wie immer bei den Wolken ,
Wieder da sein.

Sie ist unsterblich,
Nie fest und starr
Und immer märchenhaft.
Das ist
Ewigkeit.

Dienstag, 13. November 2007

Jubiläumsfeier Schloss Gestorf

Vor dem Mittwoch

Laut und deutlich soll ich reden!
Manchmal ist das nicht so leicht.
Ach, ich mach ´s nicht recht für jeden,
Aber so, dass es wohl reicht.

Kleine Kreise sind mir lieber,
Wo ich sitz auf du und du.
Da hab ich kein Lampenfieber,
Rede nicht nur, hör auch zu.

Montag, 12. November 2007

Nicht immer


Bild: Hans Makart,Dame am Spinett,
1871 (wikicommons.org)

Nicht immer

Tief im Brunnen
Wo mein anderes Ich zuhause ist
Leben auch seltene Wesen
Für die ich keinen Namen habe

Manchmal
Beziehen sie mich ein
In ihr Spiel
Und zeigen mir
Die wahren Namen der Dinge

Sonntag, 11. November 2007

Abendbrot nachts


Bild: Wikipedia.org

Abendbrot nachts

„Noch hatte ich kein Abendbrot“,
Das klingt so seltsam fromm.
Es klingt nach Kinderzeit und Not,
Die lange schon verglomm.

Das Abendbrot war eine Zeit,
Nicht einfach nur ein Mahl,
War auch ein Zwang. – Bin jetzt befreit,
Und esse erst einmal.

Samstag, 10. November 2007

Neid und Selbstgerechtigkeit


Bild: W. Kandinsky, An die unbekannte Stimme,
1916 (Wikicommons.org)

Neid und Selbstgerechtigkeit

Ich trinke heimlich Gänsewein,
Und predige öffentlich Wasser.
Du neidest mir meinen Heiligenschein,
Und wirst vor Neid immer blasser.

Du sagst ich bin zu selbstgerecht. -
Wie könnte das anders sein!
Ich bin mein eigener Herr und Knecht,
Und das für mich ganz allein.

Freitag, 9. November 2007

Der Meistergärtner


Bild: Wikicommons.org

Der Meistergärtner

Mancher Gärtnermeister spricht
Nur vor seinem Gartenzaun.
Seine Gärten mag ich nicht,
Da sind alle Pflanzen braun,
Oder vielleicht nicht vorhanden,
Weil sie nur im Wege standen.

Gute Gärtner sind nicht stur,
Leben gern mit Wind und Wetter,
Und verschandeln die Natur
Nicht durch Steine oder Bretter.
Ja, das wichtigste am Garten,
Sind für sie die Pflanzenarten.

Vernissage 1983


Bild: Julian Fallat, Selbstbildnis 1914, (Wikicommons.org)

Vernissage 1983

Ach ich wollte doch nur schnorren,
Und den Künstler kenn ich nicht.
Seine Bilder sind verworren,
Das sag ich ihm ins Gesicht.

Am Buffet nur Nerz und Zobel,
Übrig bleibt ein kleiner Rest,
Gut für mich, den schrägen Vogel,
Heute hab ich noch kein Nest.

Ist es diese oder jene?
Oder soll ich einfach gehn?
Eine widerliche Szene,
Einfach hier herum zu stehn.

Die Antwort des Spiegels


Bild: Wikipedia.org

Die Antwort des Spiegels

Blende mich, wenn du dich traust!
Deine Schwachheit täuscht mich nicht.
Wenn du in dein Antlitz schaust,
Siehst du niemals dein Gesicht.

Du siehst nur, was ich dir zeige,
Ein Vexierbild, eine Mär.
Für die Wirklichkeit zu feige
Und die Wahrheit wär zu schwer.

Der tote Altnazi


Bild: Egon Schiele, Agonie, um 1912 (Wikicommons.org)

Der tote Altnazi

Der Hauptmann starb im Morgengrauen.
Verwandte nehmen es nicht schwer;
Er ist ganz friedlich anzuschauen,
Und jetzt, jetzt gibt es ihn nicht mehr.

Verbrechen hat er kaum begangen,
Obwohl Soldat im großen Krieg.
Sehr vieles hat er angefangen,
Das Sterben auch. Für ihn ein Sieg?

Donnerstag, 8. November 2007

Die taube Nuss


Bild: Alfred Sisley, Stilleben, um 1880 (Wikicommons.org)

Die taube Nuss

Das ärgerliche an einer tauben Nuss ist nicht der verrottete oder verdorbene Inhalt, sondern die harte Schale. Diese muss man erst brechen, bevor man feststellen kann, das der Inhalt wertlos ist, von außen ist das nicht zu sehen.

Die Einsamkeit der alten Glotze


Bild: Wikicommons.org

Die Einsamkeit der ausgedienten Glotze

Immerhin war sie nicht auf dem Schrottplatz gelandet, in sofern hatte die alte Schwarz-Weiß-Glotze noch Glück gehabt. Nun stand sie da, in einem Secondhand-Laden, unbrauchbar und völlig vereinsamt, hinter einem defekten Samowar und neben einem gerissenen Schmetterlingsnetz.
Sie war ja noch ganz in Ordnung, technisch völlig intakt. Aber wer konnte mit einer alten Schwarz-Weiß-Glotze etwas anfangen? Da machte sie sich keine Illusionen. Wenn sie Glück hatte, stand sie hier noch ein paar Jahre versteckt hinter Gerümpel, bis der Laden aufgeräumt oder geschlossen wurde.
Der Samowar vor ihr träumte von alten Zeiten und hoffte auf einen Sammler, der ihn liebevoll restaurieren lassen würde; das Schmetterlingsnetz neben ihr spintisierte von einer Wiederbelebung der alten Steckenpferde. Aber sie, als technisch überholtes Massenprodukt? Da gab es keine Hoffnung und keine Träume.

Sieben Jahre waren nun vorbei, und das alte Gerät war tüchtig eingestaubt. Da kam eine Tages Bewegung in die Sache. Ein junger Theaterregisseur besuchte den Laden auf der Suche nach „Ambiente“, wie er das nannte. Er inszenierte eine Hamletaufführung, die er in den Anfang der sechziger Jahre des letzen Jahrhunderts gelegt hatte, und dazu brauchte er „Ambiente“.
Achtlos stellte er den Samowar auf die Seite und betrachtete ganz verzückt die alte Glotze. „Genau das, was ich gesucht habe. Ha, ein herrliches Stück! Was wollen Sie dafür haben? Zehn Euro? Gut.“

Ehe die Glotze richtig begriff was geschah, war sie ein wertvolles Requisitenteil geworden. Mit dem Erfolg des Theaterstücks bekam sie mit der Zeit sogar richtigen Kultstatus, und landete nach mehr als achtzig Aufführungen als Besonderheit im Museumsfond des Theaters. Vor dem Schrottplatz musste sie sich nicht mehr fürchten.

Wenig später war in der Zeitung zu lesen, dass der Secondhand-Laden wegen eines technischen Defekts bis auf die Grundmauern niedergebrannt war.

Heute Morgen


Bild: Wikicommons.org
Heute Morgen

Jetzt fängt es gleich zu regnen an,
Obwohl mich Sonnenstrahlen weckten.
Weil ich daran nichts ändern kann:
Vergiss den Himmel, den bedeckten.

Regenwetter


Bild: Hiroshige Ichiyusai, Reisende von plötzlichem
Regen überrascht, um 1850, (Wikicommons.org)

Regenwetter

Jener, den man Petrus nennt
Ist bestimmt inkontinent.
Und so müssen wir ertragen,
Wenn an den Novembertagen,
Viele, viele Tropfen fallen,
Und sich dunkle Wolken ballen.

Mittwoch, 7. November 2007

Lob des Zweifels - der Januskopf


Bild: Statue des Janus und der Bellona,
Park Schönbrunn, Wien (Wikicommons.org)

Lob des Zweifels – der Januskopf

Was das Leben dunkel macht,
Ist, wenn ich am hellen Tage,
Nicht in einer tiefen Nacht,
Nach den langen Schatten frage.

Einen Zweifel zu benennen
Ist oft schwer und nicht bequem.
Ach, er kann dich schwer verbrennen,
Und dann wird er zum Problem.

Zweifel, Schatten, Tag und Nacht,
Alles nur Gedankenspiele? –
Wie hast du die Zeit verbracht,
Ohne Sinn und ohne Ziele?

An meine Verse


Bild: Wikicommons.org

An meine Verse

Ich weiß nicht, welchen Weg ihr gehen werdet.
Ins Ungewisse jag ich euch hinaus.
Ihr seid durch mich und seid durch mich gefährdet,
Und bleibt bei mir, bleibt hier zuhaus.

Die leichteren von euch verschwinden wir der Wind,
Sind leere Silben, einfach fort getragen.
Die tiefen lieb ich, wie mein eigen Kind,
Sie reifen noch und wollen Wurzeln schlagen.

Politiker heute- Ideologie des Kompromisses

Politiker heute
Der Kompromiss als Ideologie


Lügt mir schamlos ins Gesicht,
Wasser wird schon aufwärts fließen.
Aber nein, ich glaub ihm nicht,
Hab die Nase voll von diesen
Heuchlern, Kompromisse-Schließern,
Fachidioten, Gaunern, Spießern.

Ganz egal, was sie erzählen,
Sie belügen sich und uns.
Warum sollten wir sie wählen?
Wählt doch lieber Hinz und Kunz,
Jemand der die Menschen hört,
Und dann deren Kreise stört.

Wanderziel


Bild: Westtor der Marienburg bei Nordstemmen (Wikipedia.org)

Wanderziel

Lädt die alte Burg dich ein,
Träume von Vergangenheit,
Stehen bleiben! – Geh nicht rein,
Dazu ist noch später Zeit.

Jene kleine Hütte dort,
Sagt dir mehr und sagt dir zu,
Ist der eigentliche Ort
Für die Rast, für deine Ruh.