Tagebuch - nicht nur meiner literarischen Arbeiten

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Mittwoch, 30. September 2009

Grau ins Rot


Bild: Simeon Solomon, Herbst, um 1900, (wikicommons.org)

Grau ins Rot


Wie sich die Sonne träge schleicht!

Und hinter Wolken rötlich bleicht,

Was ist in diesen Tagen?

Sich so zu fühlen ist nicht leicht;

Ich sag zum zehnten Mal, es reicht,

Und kann es kaum ertragen.


Dabei ist mir das gut bekannt,

Ich bin schon lang in diesem Land,

Und kenn auch dieses Wetter. –

Tief in mir selbst ist alles grau,

Und wenn ich aus dem Fenster schau,

Seh ich nur welke Blätter.


Dann endlich regt ein starker Wind

Die Blätter, die am Boden sind;

Es wiegen sich die Bäume.

Der Wolkenhimmel spielt verrückt,

Jetzt ist ihm auch der Herbst geglückt,

Der zieht in meine Träume.


Dienstag, 29. September 2009

Wie könnten wir – (Die kleine Kriegsfibel 22)


Bild: Hans Baluschek, Die Strafe, 1914-19, (zeno.org)

Wie könnten wir – (Die kleine Kriegsfibel 22)


Wie könnten wir in Frieden leben,

Wenn Aufsichtsräte uns regieren,

Die einfach so, mal grade eben,

Fast jeden der Beamten schmieren?


Wie könnten wir zufrieden sein,

Wenn Banken sich Milliarden holen,

Die doch mit ihren Schweinerein

Bereits das halbe Land gestohlen?


Wie könnten wir die Augen schließen,

Wenn sie in unserm Namen morden,

Und auch auf Zivilisten schießen,

Wie einst die wilden Nazihorden?


Wie könnten wir?


Montag, 28. September 2009

Aufforderung


Bild: Jan Vermeer van Delft, Schreibende Frau in gelb, um 1665, (zeno.org)

Aufforderung


Lasst uns,

Mit guter Laune und Humor bewaffnet,

Allen schwarz-gelben Widerwärtigkeiten

Entgegentreten:

Dem Bienenwolf,

Dem Kartoffelkäfer,

Dem Postauto mit den Mahnbriefen,

Und

Der zukünftigen Regierung.

Aber

Lasst uns an die Inhalte denken,

Nicht nur an die Farben.


Kleine Pausen


Bild: Victor Gabriel Gilbert, Eine Tasse Kaffee, 1877, (wikicommons.org)

Kleine Pausen


Eine kleine Kaffeepause

Schieb ich immer gern dazwischen,

Unterwegs und auch zu Hause,

Und am liebsten mag ich frischen.


Wenn ich keinen Kaffee hätte,

Ach, was wären das für Tage!

Ohne ihn (und Zigaretten)

Wären sie nur eine Plage.


Aber diese Kaffeetassen,

Das spontane Zwischendrin,

Macht, dass ich am Tag gelassen,

Freundlich und erträglich bin.


Sonntag, 27. September 2009

An einem Herbstsonntag


Bild: James Jacques Joseph Tissot, Sonntags im Jardin Luxembourg, (auch: Ohne Mitgift), 1883-85, (wikicommons.org)

An einem Herbstsonntag


Draußen blühn die Herbstzeitlosen,

Drinnen gibt es was zu futtern;

Auch dem letzten Arbeitslosen

Schmeckt es heute wie bei Muttern.


Nach dem Sonntagsschweinebraten

Gehn die Leute gern spazieren,

Nur der Wahlkampf auf Plakaten,

Lässt sie manchmal etwas frieren.


Selbst der Himmel, der azurne,

Möchte wieder einmal strahlen;

Viele Menschen gehn zur Urne, -

Auf den Friedhof und zu Wahlen.


Samstag, 26. September 2009

Das Vielleicht-Wetter


Bild: Edgar Degas, Frau im Stadtkostüm, (Ellen Andrée), 1879, (wikicommons.org)

Das Vielleicht-Wetter


Der Nebel weiß es nicht so recht,

Will er sich setzen, will er bleiben;

Das Wetter ist nicht gut, nicht schlecht.

Aus Wolken, die vorüber treiben,

Fällt ab und zu ein kleiner Guss;

Der Herbst weiß noch nicht, was er muss.


Der lasche Wind ist noch kein Sturm,

Die Blätter sind noch lang nicht rot.

Der Igel und der Regenwurm

Sind auch noch nicht vom Frost bedroht.

Der Himmel ist nur einfach grau,

Wie das Kostüm der Alltagsfrau.


Die Lippen nicht so rot wie Blut,

Und nur ein kleiner Hauch Parfüm.

Das ganze Bild gefällt mir gut,

Nur leicht verziert, das Stadtkostüm,

So dass sie fast dem Wetter gleicht.

Wie spannend ist hier das Vielleicht!


Freitag, 25. September 2009

Nato-Kampflied – (Die kleine Kriegsfibel 21)


Bild: Gustav Klimt, Die feindlichen Gewalten, (Detailbild aus dem Beethovenfries), 1902, (wikicommons.org)

Nato-Kampflied – (Die kleine Kriegsfibel 21)


Wenn die Natofahnen wehen,

Geht der Flug ins ferne Land;

Ob wir unsers wiedersehen,

Ist uns leider nicht bekannt.


Wilde Völker zu befrieden,

Das ist unser hehres Ziel,

Denn bei allen Unterschieden,

Zählt nur unser Lebensstil.


Und wir helfen den Afghanen

Schneller so wie wir zu sein,

Denn die Großkonzerne ahnen,

Der Profit wird gar nicht klein.


In die fernsten kleinen Weiler

Schicken wir die Demokraten

Und die Kaugummiverteiler,

Unterm Schutz von Kampfsoldaten.


Lasst sie an der Cola nippen,

Bei MacDonalds Burger essen,

Dass sie ihre Clans und Sippen

Und die Tradition vergessen!


Das ist Nato-Strategie:

Freiheit und Democracy!


Donnerstag, 24. September 2009

Tauschhandel – (Die kleine Kriegsfibel 20)


Bild: Angelo Bronzino, Allegorie des Triumphes der Venus, Detail, 1540-45, (wikicommons.org)

Tauschhandel – (Die kleine Kriegsfibel 20)


Nach Kunduz nahm er

Einen ganzen Rucksack

Voller Abenteuerlust

Und unbekümmerter Jugend mit.


Zurück kam er

Mit einem Koffer voller Alpträume,

Im Handgepäck

Ein Trauma

Und die Angst

Vor Menschen.


siehe auch das großartige Gedicht von

Gabriele Brunsch



Die müde Sonne


Bild: George Innes, Herbstwiesen, 1869, (wikicommons.org)

Die müde Sonne


Die Sonne ist so müde, matt. -

Vielleicht hat sie den Sommer satt:

Da hat sie uns mit Lust gebraten,

Jetzt treibt sie andre Missetaten.


Wenn sie erst spät am Tage sich

Sehr mühsam durch den Nebel schlich,

Und nur für ein, zwei Stunden scheint,

Dann hat sie ´s nicht sehr gut gemeint.


Sie kriegt sich nicht mehr richtig hoch,

Und blendet mich, tut sie es doch.

Sie steht am Himmel, aber tief

Und macht den Abend krumm und schief.


Mittwoch, 23. September 2009

Nachts vor dem Altweibersommer


Bild: John Atkinson Grimshaw, Herbst, um 1890, (wikicommons.org)

Nachts vor dem Altweibersommer


Noch trägt der Wald das Sommerkleid. -

Die ersten Stürme sind bereit,

Bald färben sich die Blätter.

Wenn dann die Fee in einer Nacht

Am Teich ein letztes Tänzchen macht,

Dann ändert sich das Wetter.


Der Wald erscheint dann gelb und rot,

Als ob er wie im Feuer loht,

Im Brennen der Verwesung.

Ich seh an meinem Teich erneut

Die Schönheit der Vergänglichkeit,

Und das ist mir Genesung.


Dienstag, 22. September 2009

Vorbereitungen oder Der Hund


Bild: Gerrit Dou, Schlafender Hund, 1650, (wikicommons.org)

Vorbereitungen

oder Der Hund


Die kalte Zeit ist nicht mehr fern,

Ich muss schon an die Kälte denken.

An Kerzenlichter denk ich gern,

Auch an die Feste mit Geschenken.


Will ´s diesmal wie die Bären machen,

Und lege mir ein Bäuchlein zu.

Wenn dann die dummen Menschen lachen,

Dann denk ich nur: „Lasst mich in Ruh’,


Ich halte einen Winterschlummer,

Und was ich dazu dringend brauch,

Ist nicht Gemecker oder Kummer,

Ich brauche einen dicken Bauch.“


Montag, 21. September 2009

In den Frühherbst


Bild: Arthur Hacker, Herbst, 1907, (wikicommons.org)

In den Frühherbst


Die Nacht sehr kühl, der Mittag heiß,

Ich nehme eine Jacke mit,

Ein Morgen, der vom Nebel weiß,

Zum Waldrand lenke ich den Schritt.


Der Waldweg, Schritte schon gedämpft

Durch dieses bunte Blättermeer,

Ein Himmel, der mit Wolken kämpft,

Ich schau dem Habicht hinterher.


Mich überrascht ein welkes Blatt

Mit seiner Schönheit ohne Sinn,

Aufs Neue sehe ich mich satt,

Wie ich jäh unter Bäumen bin.


Ein letzter lauer Sommerwind

Fährt meiner Muse sanft durchs Haar,

Sie weiß wie kalt die Nächte sind,

Und träumt mit mir vom nächsten Jahr.


Das nicht gefundene Hufeisen oder Glück haben


Bild: William Michael Harnett, Das goldene Hufeisen, 1886, (wikicommons.org)

Das nicht gefundene Hufeisen

oder

Glück haben


Es ist ja nur

Ein alter Aberglaube,

Die Sache

Mit dem Hufeisen,

So wie die schwarze Katze,

Das vierblättrige Kleeblatt

Und der Käuzchenruf

Im stillen Wald.


Und trotzdem

Habe ich mich

Riesig gefreut, als ich

Das Hufeisen fand,

Auch wenn ich

Gar nichts

Damit anfangen kann.


Die Geschichte ist sowieso erfunden.

Wer findet

Heutzutage noch

Ein Hufeisen?


Sonntag, 20. September 2009

Der gute Kamerad – (Die kleine Kriegsfibel 19)


Bild: Hans Baluschek, Der gute Kamerad, zwischen 1914 und 1921, (zeno.org)

Der gute Kamerad – (Die kleine Kriegsfibel 19)


Getötet fern im fremden Land,

Er starb als tapferer Soldat.

Jetzt liegt er tot am Straßenrand.

Er war mein guter Kamerad.


Afghanistan, du fremdes Land,

Ich fürchte dich, das Attentat.

Wenn mich die feige Mine fand,

Bin ich der gute Kamerad.


Nicht die Antwort


Bild: Edward Burne-Jones, Die Hoffnung, 1896, (wikicommons.org)

Nicht die Antwort


Sollte ich die Antwort haben?
Nein, die Fragen lass ich offen,

Denn zu meinen größten Gaben

Zähl ich Wünschen, Träumen, Hoffen.


Nicht den Traum aus der Fabrik,

Nicht den Wunsch nach immer mehr,

Aber jeder Augenblick

Der mich trifft, als ob er ´s wär’.


Samstag, 19. September 2009

Augen


Bild: Adalbert von Keller, Die Tänzerin Madeleine, 1904, (wikicommons.org)

Augen


Der Mund wird ´s nicht erzählen,

Wenn uns die Sorgen quälen,

Die Augen geben ´s preis.

Und schöner als die Dichter

Verkünden Augenlichter

Die Liebe klar und leis.


Es reden unsre Augen,

Die nicht zum Sprechen taugen,

Oft mehr als unser Mund.

Wenn unsre Launen kippen,

Dann sprechen nicht die Lippen,

Es spricht das Augenrund.


Limerick zum Sommerende


Bild: Frederic Leighton, Der Garten der Hesperiden, 1892, (wikicommons.org)

Limerick zum Sommerende


Es schlängelte sich eine Schlange

Am Wegrand, denn sie war bange:

Den Herbst vor der Tür,

Sie konnt' nichts dafür,

Der Herbst, er war fast schon im Gange.


Freitag, 18. September 2009

Kuchen verschenken


Bild: Raphaelle Peale, Kuchen und Wein, 1813, (wikicommons.org)

Kuchen verschenken


Seine Gesten sind behäbig

Und verzögern sich durch Jammer,

Sein Kleidung mehr als schäbig,

Alles aus der Kleiderkammer.


Aber kriegt er etwas Kuchen,

Seh ich seine Augen leuchten;

Dann will er nicht nur versuchen

Seine Kehle zu befeuchten.


Und so mach ich mir die Freude,

Etwas Kuchen ihm zu schenken. –

Dass ich so mein Geld vergeude?

Das sind kleinliche Bedenken.


Sinnlose Mauern


Bild: Jean-Léon Gerome, Die Klagemauer in Jerusalem, um 1900, (wikicommons.org)

Sinnlose Mauern


Baust du an der hohen Mauer,

Weil du so empfindlich bist?

Aber hilft dir das auf Dauer?

Nein, das Leid kennt jede List.


Lass in deiner Mauer Türen,

Sei die Wand auch noch so dick!

Du musst auch die Schmerzen spüren,

Denn es kommt der Augenblick,


Wo dich die Vernunft verrät,

Niemand einen Ausweg weiß,

Und das Herz alleine steht, -

Denn das ist des Lebens Preis.


Donnerstag, 17. September 2009

Zum Tod von Mary Travers

Mit Joan Baez live beim Newport Festival 1966.

Meine Astern


Bild: Martin Johnson Heade, Astern auf dem Feld, (Am Bach), 1874/75, (wikicommons.org)

Meine Astern


Bei den Leichen, die verwesen,

Hab ich im Gedicht gelesen,

Können kleine Astern sein.

Seit dem Dichter Gottfried Benn,

Und weil ich die Astern kenn’,

Sind die schönen Blumen mein.


Sommerastern blühn im Garten,

Auf die draußen muss ich warten,

Bald erblühn sie auch am Feld.

Aber jetzt beim Äpfelklauen,

Kann ich eure Gärten schauen:

Schöne wunderbare Welt!