Tagebuch - nicht nur meiner literarischen Arbeiten

Verleger gesucht!

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Willkommen bei meinen Worten und Gedanken. Schreibt mir, wenn ihr etwas dazu meint. Meine E-Mail Adresse:
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Freitag, 31. August 2007

Himmlische Melancholie


Bild: Vincent van Gogh, Porträt des Dr. Gachet (Wikipedia.org)

Himmlische Melancholie

Sicher reimt sich Schmerz auf Herz,
Aber das muss auch so sein!,
Denn der Schmerz geht himmelwärts,
Und ist darum nicht allein.

Mancher hat die Schmerzen nie,
Ist dann einfach schlecht gelaunt,
Weiß nichts von Melancholie;
Über uns ist er erstaunt.

Viele leben viel zu eilig.
Melancholisch – das braucht Zeit;
Darum ist uns das fast heilig,
Kleines Stück der Ewigkeit.

Eine Rilkeparodie


Bild: Wikipedia.org

Eine Rilkeparodie

Das hat der gute eigentlich nicht verdient, denn er war ein begnadeter Lyriker mit Leib und Seele. Ganz bestimmt will ich ihn nicht lächerlich machen, das geht nämlich gar nicht. Hier nun sein Original:

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Brief schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.


Meine Parodie dieses bekannten, wunderbaren Herbstgedichts:

Sommertag?

Herr, tut ´s dir leid? DER Sommer war nicht groß.
Dein Schatten lag stets auf den Sonnenuhren,
und viel zu oft warn auch die Winde los.

So viele Früchte können voll nicht sein,
es fehlen ihnen ja die vielen südlicheren Tage,
leg endlich los und jage
wenigstens etwas von der Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt zuhaus ist, der fährt nicht ans Meer.
Wer stets allein ist, will es gerne bleiben,
wird Fernseh schauen, Leserbriefe schreiben
und in den Supermärkten hin und her
unlustig sehn, wohin die Preise treiben.


Donnerstag, 30. August 2007

Mein Regen


Bild: Wikicommons.org

Mein Regen

Das Zimmer ist hier,
Und der Regen, die Wolken . . .
Sie ziehen vom Fenster hinein in den Kopf.
Dieser Text auf Papier,
Und der Regen, die Wolken
Sind wie, wenn ich selber ans Fenster klopf.

Hier draußen, da drinnen,
Es wird alles eins,
Der Regen, das Zimmer, die Wolken.
Das Fühlen, das Sinnen,
Im Grunde nur meins,
Das Zimmer, der Regen, die Wolken.

Der Gedichtplan

Der Gedichtplan


Was in einer langen Nacht
Ich in meiner Seele fand,
Habe ich bekannt gemacht,
Weil ´s nicht nur für mich da stand.

Ob es jemand lesen will?
Eine Antwort weiß ich nicht.
Trotzdem halte ich nicht still,
Und entwerfe ein Gedicht.




Monatsende

Monatsende

Meistens hab ich Wurst und Butter,
Manchmal aber leider nicht.
Dann gibt es halt Dosenfutter,
Und aus Nudeln ein Gericht.

Was ich aber noch mehr brauch,
Das ist Nahrung für den Geist.
Wurst und Butter füllt den Bauch,
Doch was meine Seele speist,

Gibt es nicht im Wurstregal,
Oder in der Käseecke;
Darum ist es auch egal,
Wenn ich in der Klemme stecke.

Dabei geht es nur um Geld,
Dieses fehlt so gut, wie immer. -
Mangel in der Geisteswelt,
Wäre für mich weitaus schlimmer.




Mittwoch, 29. August 2007

Weiter denken?

Weiter denken?


Warum sollten wir erwarten,
Dass die Menschen weiter denken?
Viel zu viel Vergnügungsarten,
Die den Horizont beschränken,
Stehen billig zur Verfügung,
Darum wählen sie Vergnügung.
Dabei wissen sie genau:
Selber denken erst macht schlau.


Mein Blog

Mein Blog

Die Straße geht allein zu dir,
Jeder kann jetzt auf ihr gehen.
Bilder, Texte auf Papier,
Die, wie ich es will da stehen.

Das Papier sind Bits und Bytes,
Manches kommt tief aus dem Bauch.
Und der ganz besondre Reiz:
Vieles andre eben auch.

Dienstag, 28. August 2007

Die Fluchtburg


Bild: Das Haupthaus von Baddesley in Warwickshire (Wikepedia.org)

Die Fluchtburg


Ich will eine Fluchtburg haben!
Hier!, und ganz für mich allein,
Außen rum ein tiefer Graben,
Nur wer gut ist, der darf rein.

Leider bin ich selbst nicht immer
Der, den ich ertragen kann;
Darum hab ich nur zwei Zimmer,
Für mich selber gilt der Bann:

In der Burg darf ich nicht wohnen,
Muss hier unter Menschen leben.
Doch es würde sich schon lohnen,
Sollt es diese Fluchtburg geben.

Spaß

Spaß

Immer Spaß, und nur Vergnügen? -
Das geht ziemlich schnell zu Ende,
Damit kannst du dich betrügen;
Doch das Leben legt auch Brände,
Die sich nicht mehr löschen lassen;
Dann ist Schluss mit „hoch die Tassen“.



Meine Hundsleine


Bild: Römisches Mosaik, im Archäologischen Museum Neapel (Wikipedia.org)

Meine Hundsleine


Wenn ich aus dem Hause gehe,
Und hab´s Handy nicht dabei,
Solo meine Runden drehe,
Ist es mir, als ob ich sei,

Ohne meine Hundeleine.
Hab es mir schon angewöhnt:
Nirgendwo bin ich alleine,
Weil da stets mein Handy dröhnt.

Manchmal schalt ich es auch ab,
Dann genieße ich die Stille,
Froh, dass ich jetzt Ruhe hab:
Dazu ist der eigne Wille

Montag, 27. August 2007

Menschenrechte


Die erste europäische Menschenrechtserklärung
vom 6. März 1525 in Memmingen (Bild: Wikipedia.org)

Menschenrechte
(Frau Merkel fragt Herrn Putin nach den Menschenrechten in Russland)

Wenn sie in brutaler Gier,
Ohne jedes bisschen Scham,
Mich belügen auf Papier,
Wie ´s zu ihrem Reichtum kam,

Und dann klagen über Neid,
Der das Klima ja vergälle,
Dann, ja dann bin ich bereit,
Frage an der rechten Stelle.

Ganz bestimmt frag ich die Herren
Nicht, wo sind die Menschenrechte.
Dabei werden sie sich sperren;
Lieber frage ich die Knechte.

Es geht

Es geht

Bis man sich es eingesteht,
Dass es bis zum Halse steht,
Wasser, das sich dreht und dreht,
Will man meistens viel zu spät,
Dass es geht.

Und wenn lauer Südwind weht,
Und der Nachbar Rasen mäht,
Kommt dann her, und redt` und redt`,
Will man lieber jetzt, als spät,
Dass er geht.

Du hast etwas ausprobiert,
Sieht sogar es funktioniert,
Und du bist ganz aufgedreht,
Merkst, es ist noch nicht zu spät,
Und es geht.

Bach Cantata -- Peter Ustinov

Große Liebe?


Bild: Hausbuchmeister, um 1480 (Wikipedia.org)

Große Liebe?

In der Nacht bei Kerzenlicht,
Lieb ich jede Frau und keine.
Wer sie ist, ich weiß es nicht.
Jetzt bin ich auch gern alleine.

Meine letzte große Liebe
Habe ich noch nicht gefunden.
Und was dann noch übrig bliebe,
Sind die allerschwersten Stunden.

Sonntag, 26. August 2007

Rainer Maria Rilke - Jetzt wär es Zeit

gelesen von Otto Sander

Eichengedicht

Foto: Anja Müller
Eichengedicht


Zeilen die sich hinten gleichen,
Sind noch lange kein Gedicht.
Siehst du dort die schönen Eichen?
Eicheln sind ´s noch lange nicht!

Der Eimer


Bild: Heinrich Zille - Wasserträgerin (Wikicommons.org)

Der Eimer

Weil er keinen Inhalt hat,
Ist der Eimer eben leer. -
Findet kein Gespräch mehr statt,
Ist das Dasein furchtbar schwer.

Wenn du dich ganz schrecklich freust,
Willst du dies auch jemand sagen.
Wenn du dich vor etwas scheust,
Willst du irgendeinen fragen.

Menschen sind Gemeinschaftswesen,
Brauchen zweite, dritte Seiten.
Was wir schreiben ist zum Lesen:
Das sind keine Kleinigkeiten!

Urlaubsreif?

Urlaubsreif?


Wenn man sich nicht selber hört,
Weil das Alltagstreiben stört,
Und gerät an seine Schranken,
Soll man neue Kräfte tanken!

Das geht nicht im Alltagstrubel,
Nicht im Kampf um Cent und Rubel;
Eine Pause muss man machen,
Denn sonst kann man nicht mehr lachen.



Kampf mit der Seele

Foto: Anja Müller

Kampf mit der Seele

Als ich ihre Augen sah,
Fror es mich bis tief ins Mark.
Ach, ich weiß nicht, was geschah;
Sie war schwach, und ich war stark.

Eine Mauer zog ich hoch,
Höher als der höchste Baum.
Und ich log: „Ich lieb dich doch!“ –
Da verlor ich meinen Traum.

Seit ich nicht mehr mit ihr streite,
Und mich selbst dabei nur quäle,
Ist es schön, denn ich begleite
Jetzt in Freundschaft meine Seele.

Samstag, 25. August 2007

Brot

Bild: Wikipedia.org
Oder: Hartz IV erspart mir eine Mausefalle


Heute ess ich ein Stück Brot,
Morgen hab ich auch noch eins;
Dann beginnt die kleine Not:
Übermorgen hab ich keins.

So muss ich Konserven essen;
Das geht auch, ist halt nicht gut.
Ja, ich hab schon fast vergessen,
Wie gut ein Stück Fleisch mir tut.

Der Kaffee ist längst schon alle,
Na, dann trink ich eben Tee. –
Ich brauch keine Mausefalle,
Wenn ich meinen Vorrat seh.


Das Vergessen

Vergessen

Schädlich, nötig, manchmal wichtig,
Meistens falsch und selten richtig.
Wovon red ich unterdessen?
Weiß ich nicht, ich hab ´s vergessen


Einsamkeit

Foto: Anja Müller
Einsamkeit

Wenn du sagst, ich bin allein,
Und die Einsamkeit ist groß,
Musst du schon genauer sein,
Denn sonst wirst du sie nicht los.

Jeder ist doch auch für sich,
Nicht nur Teil von etwas Ander´m.
Und wer Baum und Wald verglich,
Wird ganz anders darin wandern.

Freitag, 24. August 2007

Über Moral

Über Moral

Immer wieder erlebe ich Menschen, die ihr eigenes Verhalten nach einer Moral beurteilen, die gar nicht ihre eigene ist. Sie zweifeln dann an sich selbst, weil es ihnen nicht gelingt Moralansprüchen gerecht zu werden, die sie nie wirklich bewusst zu ihren eigenen gemacht haben. Das führt häufig dazu, dass sie ihre „persönliche Moral“ verändern wollen, was natürlich unmöglich ist; verändern lässt sich nur das eigene Verhalten.
Dieser ganze Sachverhalt ist eines der Grundübel in dieser Gesellschaft.

Hannes Wader + Reinhard Mey - So trolln wir uns

Ein herrliches Lied des schwedischen Lyrikers Carl Michael Bellman!

Frage nach dem Lebenssinn

Foto: Anja Müller
Frage nach dem Lebenssinn

Warum fragst du nach dem Sinn,
Wenn es keine Antwort gibt? –
Sage einfach nur: “Ich bin!“,
Ob ´s mich meidet oder liebt.

Niemand weiß, warum er ist,
Bis er einen Sinn gefunden,
Der das Leben selber ist,
Sei `s für Jahre oder Stunden.

Donnerstag, 23. August 2007

Nebbich

Kalauer vom Wasser

Wasser schmeckt am besten kalt,
Oder heiß, dann nennt man`s Tee.
Wenn man etwas mehr bezahlt,
Heißt das ganze auch Kaffee.
Und für einen andern Preis,
Kriegt man`s fest, dann heißt es Eis.


Wetterfühlig

Foto:Anja Müller
Wetterfühlig

„Stell doch mal die Sonne ab!
Schlechtes Wetter will ich heute.
Wenn ich schlechte Laune hab,
Will ich auch nicht unter Leute.“

Wem ist`s nicht schon so ergangen,
Dann hat Regen angefangen,
Und beim aus dem Fenster schaun,
Fühltest du dich richtig down.

Jagdverein

Bild: Willen van Aelst- Stilleben(Wiki-commons)
Jagdverein

Jeden Monat eine Sau,
Und auch mal ein Reh dazwischen,
Vor der Hütte schon ein Stau,
Man hört Champuskorken zischen.

Dann hält der Jäger aus Kurpfalz,
Die Wodkaflasche an den Hals.
Hurra!

Stimmung – ganz phänomenal,
Jeder darf etwas erschießen,
Grade so, wie dazumal;
Nur die Ohren muss man schließen.

Da kippt der Jäger aus Kurpfalz,
Noch einen Schnaps in seinen Hals.
Hurra!

Mittwoch, 22. August 2007

Im Wald

Foto: Anja Müller

Im Wald

Tausend Farben hat der Wald,
Da ist nicht nur einfach Grün!
Immer jung und immer alt. -
Siehst du, wie die Wolken ziehn?
Laufe über weiches Moos,
Dann berühr die raue Rinde;
Winzig klein und riesengroß; -
Wie Gedanken, die ich finde.

Der Weg

Manchmal genieße ich es, mich in der Melancholie zu verlieren.

Veränderung


Veränderung

Mit der Furcht die Angst bekämpfen,
Die mal wieder nach mir greift;
Langsam dann die Unruh dämpfen,
Die schon wieder in mir reift:

So hab ich zu lang gelebt! –
Weil mir alles widerstrebt,
Was das Freisein schwerer macht,
Hab ich über mich gelacht!

Plötzlich hatt` ich was zu tun,
Und ich wusste sogar was,
Lauf in meinen eignen Schuh`n,
Habe an mir selber Spaß.



Für alle völlig frustrierten Leute - es geht auch ohne Stoff:

Dienstag, 21. August 2007

Ein kleiner Spaß für meinen Freund Karl

Tagesspruch

Erst letzte Woche aufgenommen.
Ich kaue nicht gerne auf der eigenen Vergangenheit herum, schließlich will ich sie ja nicht verschlucken, und die Zukunft schmeckt viel besser.

Stadthektik

Stadthektik

Die übliche Geschäftigkeit
Erschlägt mich wieder einmal fast.
Die Menschen haben keine Zeit,
Und nichts bewegt sich in der Hast.

Die Stadt ersäuft in ihrem Krach,
Für alles haben sie Maschinen.
Und jedes Ding hat schon sein Fach;
Ich sehe nur verschloss`ne Mienen.

Dann plötzlich bricht ein Regen los;
Die Straßen sind wie leer gefegt;
Die Plätze wirken riesengroß:
Es hat sich doch etwas bewegt.



Montag, 20. August 2007

Wolken

Wolken

Wolken, Wolken – niemals gleich,
Nicht die Form und nicht die Größe.
Diese Vielfalt ist so reich! -
Und verbirgt des Himmels Blöße.



Sonntag, 19. August 2007

Hemd und Schuh

Hemd und Schuh - Neufassung


Ich mag Dich wie mein altes Hemd,
Das hundertmal gewaschen ist,
Mir so vertraut und niemals fremd.
Drum bleibe einfach wie du bist.

Sei einfach da, mir so vertraut,
Und werde immer wieder du.
Du Melodie, mal leis, mal laut,
Ich mag dich, wie den alten Schuh.

(die Erstfassung hatte ich bereits 1981 geschrieben)


Samstag, 18. August 2007

Glück

Das Glück

Das Glück hat keine Postleitzahl,
Ist manchmal klein, und auch mal groß,
Und mancher sieht es nicht einmal:
Wahrscheinlich ist es obdachlos.



Donnerstag, 16. August 2007

Ein Tag im August

Ein Tag im August

Jetzt war sie da, die Zeit!
Ich durfte auch mit deinen Augen sehen,
Und sah viel mehr, als nur mit meinen Augen.
Wenn dann im Herbst die Krähe schreit,
Und wir alleine weiter gehen,
Weiß ich, wozu die Bäume taugen.

Du siehst nicht nur, du fühlst!
Die weiten Arme meiner Weiden
Kannst du als einen wunderlichen Traum genießen.
Wenn du mit Steinen spielst,
In Rinde wirst du dich dann kleiden,
Dann können wieder neue Bäume sprießen.



Dienstag, 14. August 2007

(Un)Rezept für meine Freunde?

(Un)Rezept für meine Freunde?

Schließ die Fenster! Schließ die Türen!
Lasse dich auch nicht verführen,
Die Klamotten anzuziehn.
Die Gespenster, die Allüren,
Die zum Saufen dich verführen,
Musst du meiden, musst du fliehn.

Wie rum? Darum! Dreck am Stil:
Manche Menschen saufen viel.

Mach es dir zu Hause nett.
Grüble nicht! Leg dich ins Bett!
Wasser trinken ist gesund.
Lass die andern anders sein,
Jetzt bist du für dich allein!
Rede dir nicht nach dem Mund.

Stimmung Scheiße, Stimmung froh:
Manchmal ist das eben so.



Montag, 13. August 2007

Nicht gleichgültig

Nicht gleichgültig

Ohne Zögern, ohne Schämen
Will ich mir vom Leben nehmen,
Was es mir zu bieten hat,
Denn ich bin noch lang nicht satt.

Wie die Wurzeln eines Baumes,
Sind die Bilder meines Traumes
Tief und lang in meinem Reich; -
Darum ist mir auch nichts gleich.


Sonntag, 12. August 2007

Beim Therapeuthen

Beim Therapeuten


Vieles willst du nicht erzählen,
Denn es tut dir gar zu weh.
Du willst dich alleine quälen,
Druckst herum, bist still und zäh;
Gehst erleichtert dann hinaus,
Weil du nichts mehr sagen musst,
Machst auch kein Theater draus. –
Irgendwann wird dir bewusst:
Du willst keine Therapie;
Du willst nur du selber sein,
Und ein Andrer wird das nie:
Also hilfst du dir allein.


Samstag, 11. August 2007

Alltagstreiben

Alltagstreiben


Manchmal kommen mir Bedenken
Bei den Liedern, die wir schreiben.
Worte einfach zu verschenken.
In dem wüsten Alltagstreiben,
Kann doch nicht sehr sinnvoll sein? –
Dann schreib ich für mich allein!

Freitag, 10. August 2007

Brennende Frage

Brennende Frage


Wenn du eine Blume siehst,
Interessiert dich nicht der Stengel.
Wenn du vor dem Teufel fliehst,
Denkst du nicht an einen Engel.

Holz, das wärmt dich nur in Flammen,
Dann sind Glut und Holz zusammen.



Donnerstag, 9. August 2007

Besuch beim Baum

Besuch beim Baum


Der Baum raunt mir ein Wörtlein ein,
Ein kleines. – Hab ich ´s auch gehört?
Dann wispert er: „Du musst verzeihn;
Du selber bist es, der dich stört.“

Dann kommt zu mir die gute Laune;
Sie weint sich heute bei mir aus.
Ich denke an den Baum und raune:
„Auch so bist du bei mir zu Haus.“


Mittwoch, 8. August 2007

Ziele

Ziele

Wenn das Wort am Anfang war,
Ist es auch am Ende. –
Worte werden offenbar
Durch das Werk der Hände!

Goethes Faust, der wusste Rat:
Ganz im Anfang war die Tat!


Dienstag, 7. August 2007

Tempel der Hochkultur

Tempel der Hochkultur

Ich bin der allerletzte Deserteur!
Das Schiff geht unter, doch das stört mich nicht.
Wenn ich vom Packeis schon das Krachen hör:
Ich bleibe hier! und schreibe mein Gedicht.

Hier hau ich nie mehr ab,
Und längst schon könnt ich über alle Berge sein.
Dann dieses wunderschöne Grab!,
Die Gruft, das Mausoleum, das ist mein!

Ich fühl mich wohl in einer Welt aus tausend toten Büchern!
Wie ich sie rufe, und zum Leben bringe, weiß ich gut.
Mein Schäfchen ist verpackt in trocknen Leichentüchern,
Und anders, wohl versorgt, zu leben, hab ich nicht den Mut.

So mancher Freund ist mehr als tausend Jahre alt;
Die letzte Freundin starb vor über hundert Jahren,
Und die Musik, die mir noch jetzt im Ohre hallt,
Hat ein Poet vor langer, langer Zeit erfahren

Montag, 6. August 2007

Summertime

Summertime

Süßes Mädchen – Mary Jane,
Kleines Glück? – Nein Kokain.
Möchte ich dich wiedersehn?-
Nein, ich werde weiterziehn.

Spaß, Vergnügen kannst du kaufen,
Eine kleine Weile Glück.
Elend lässt sich niedersaufen,
Doch wo ist der Weg zurück?

Weg wohin? – ich weiß es nicht; -
Oder doch: der Weg zu mir.
Manchmal ist der Weg ganz schlicht,
Kleine Worte auf Papier.



Samstag, 4. August 2007

An XY

An XY

Wer du bist, das weißt nur du!,
Doch du sagst, das weißt du nicht.
Ratlos höre ich dir zu;
Dein verzweifeltes Gesicht
Sagt mir, dass du dich verfluchst,
Weil du nicht weißt, was du suchst.


Freitag, 3. August 2007

Unkraut?

Unkraut?

Der Garten: wohl zu groß
Für ihre kleine Mühe,
Für ihre späte Frühe;
Brach liegt der Erde Schoß.

Da greift die alte Erde
Gewaltig selber ein;
Sie kann nicht fruchtlos sein.
Grün überwächst den Stein
Das Kraut, und auch die Erde.



Donnerstag, 2. August 2007

Marina Zwetajewa

Marina Zwetajewa

Wenn ihre Seele schwingt, und schwingt,
Trifft sie zuweilen ein
Gleichklang meines Herzens.

Wie kann sie denn so lange gestorben sein,
Wenn ich doch ihre Wärme fühle?
Ein Trost, dass Worte mir
So überhaupt nicht sterblich sind.

So les ich voller Freude,
Voller Staunen.
Marina.
Russisch lernen.



Das Bild

Das Bild

Du fragst, wie male ich ein Bild,
Und hast mit dieser Frage
Schon das Bild verloren.
Gesehen hast du ´s nicht,
Sonst hieß die Frage,
Wie male ich das Bild.

Lern sehen eh du malst,
Und male nicht,
Bevor du malen musst.
Ob du ´s dann malen kannst,
Ist eine andre Frage.


Mittwoch, 1. August 2007

Zwei Fragen

Zwei Fragen

Sind das einfach nur vier Wände,
Zwischen denen einer haust?-
Du hast nur zwei leere Hände,
Doch das ist dann keine Faust.

Gibt es denn nur eine Sorte
Von dem, was man Frieden nennt?
Ich hab nichts als meine Worte;
Das ist ´s was vom Schweigen trennt.